Aktuelle Neurologie 2007; 34 - P819
DOI: 10.1055/s-2007-988088

Analyse der präklinischen Rettungskette im Rahmen des „Stroke Angel“-Projektes

V Ziegler 1, E Hiermann 1, U Kippnich 1, K Weidenhaupt 1, S Theiss 1, A Rashid 1, C Holtmann 1, M Siebler 1, B Griewing 1
  • 1Bad Neustadt/Saale, Aachen, Düsseldorf, Karlsruhe

Einleitung: Derzeit erhalten nur 3–4% aller Schlaganfallpatienten in Deutschland die Lysetherapie, da das Zeitfenster noch viel zu oft überschritten wird. Bei einer verbesserten präklinischen Versorgung von Schlaganfallpatienten wäre bundesweit eine Lysequote von 10% akzeptabel. Die Rettungskette vom Ersthelfer bis zur Notaufnahme in der Klinik muss daher reibungslos ineinander greifen. Dem Rettungsdienst kommt bei der Versorgung von Schlaganfallpatienten eine zunehmende Bedeutung zu, da er durch rasches Erkennen der Symptomatik und durch Bahnung der weiteren Behandlung Zeitverluste vermeiden kann. Im Rahmen des Stroke-Angel-Projektes, eines PDA und Handy gestützten monophasischen Kommunikationssystems zwischen Rettungsdienst und Klinik werden quantitative und qualitative Einsatzdaten der prä- und intraklinischen Schlaganfallversorgung erhoben.

Methode: Analyse der Rettungszeiten in der prästationären Rettungskette in einem ländlichen Versorgungsgebiet Nordbayerns (Rhön-Grabfeld) und Ableitung der verbleibenden Restzeit innerhalb der Klinik zur Nutzung des „3-Stunden-Lyse-Zeitfensters“. Die Statusmeldungen des Rettungsdienstes innerhalb des Notfalleinsatzes werden vollständig erfasst, ebenso die Zeit bis zur ersten Bildgebung.

Ergebnisse: In der Zeit vom 20.10.2005 bis 12.03.2007 wurden Einsatzdaten von 176 Patienten im Rahmen des Stroke Angel-Projektes erhoben. Hiervon hatten 101 Patienten die Entlassungsdiagnose einer TIA oder eines Schlaganfalls, 75 Patienten eine andere Erkrankung. Für die weitere Berechnung wurden die erstgenannten Patientendaten herangezogen.

Die Zeit von der Alarmierung bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes betrug im Mittel 9 Minuten. Der Rettungsdienst war 23 Minuten vor Ort und verbrachte den Patienten binnen 22 Minuten in die Klinik. Für die Übergabe an den Aufnahmearzt wurden im Schnitt 2 Minuten gebraucht. Somit ergibt sich eine Gesamtdauer von 56 Minuten für die präklinische Rettungskette. Die ärztliche Untersuchung und das Ergebnis des cCT inklusive Indikationsstellung waren über alle Schlaganfallpatienten nach 39 Minuten abgeschlossen, so dass die Zeit vom Notruf bis zum Abschluss der primären Diagnostik durchschnittlich 95 Minuten dauert.

Schlussfolgerung: Um den Patienten noch einer Lysetherapie zuführen zu können muss der Notruf vom Patienten mindestens binnen 90 Minuten nach Symptombeginn eingehen.