Aktuelle Neurologie 2007; 34 - P773
DOI: 10.1055/s-2007-988042

Hirntumorstammzellen und CD133 Expression als Zeichen maligner Progression in anaplastischen Oligodendrogliomen

D Beier 1, J Wischhusen 1, W Dietmaier 1, M Proescholdt 1, P Hau 1, A Brawanski 1, U Bogdahn 1, CP Beier 1
  • 1Regensburg, Würzburg

Anaplastische Oligodendrogliome und Glioblastome mit oligodendroglialer Komponente unterscheiden sich signifikant hinsichtlich ihrer Prognose und ihres Ansprechens auf Chemotherapie. Die Differenzierung dieser Entitäten kann mitunter Schwierigkeiten bereiten, da die histologischen Unterschiede oft gering und keine spezifischen Marker etabliert sind. Mit dem Ziel einer eindeutigen Differenzierung wurden deshalb 8 Tumoren auf ihre putativen Tumorstammzellen untersucht.

Anaplastische Oligodendrogliome bzw. Oligoastrozytome enthielten weder Zellen mit Stammzelleigenschaften noch war eine signifikante CD133-Expression der Tumorzellen nachweisbar. Hinsichtlich Differenzierungs- und Proliferationsfähigkeit glich ihr Wachstumsmuster dem von Progenitorzellen mit eingeschränkter Proliferations- und Differenzierungsfähigkeit.

Die Tumorzellen von Glioblastomen mit oligodendroglialer Komponente enthielten hingegen alle eine Tumorstammzellpopulation und zeigten sowohl eine signifikante CD133 Expression als auch das für aus Glioblastomen gewonnene Tumorstammzellkulturen typische Wachstum in Form stetig an Größe zunehmender Sphäroide. Interessanterweise wies ein anaplastisches Oligoastrozytom eine Tumorstammzellpopulation, eine signifikante CD133-Expression sowie eine Mischung beider Wachstumsmuster auf.

Die Patienten mit CD133+, Tumorstammzellen enthaltenden Tumoren wiesen eine rasche Progredienz ihrer Erkrankung auf (Progress innerhalb von 3 Monaten). Das progressionsfreie Überleben dieser Patienten betrug nur 10 gegenüber >50 Wochen von Patienten mit CD133- Tumoren ohne Tumorstammzellpopulation. Um die prognostische Signifikanz von CD133 bei oligodendroglialen Tumoren weiter zu verifizieren, evaluierten wir retrospektiv eine erst kürzlich publizierte Serie von Microarrays aus 22 oligodendroglialen Tumoren (Nutt et al., 2003). Auch in dieser Serie überlebten Patienten mit CD133- Tumoren länger als Patienten mit CD133+ Tumoren.

Zusammenfassend weisen diese Daten darauf hin, dass der Erwerb von Stammzelleigenschaften der entscheidene Schritt in der malignen Progression vom anaplastischen oligodendroglialen Tumor zum Glioblastom sein könnte, welcher möglicherweise durch die Expression von CD133 begleitet wird.