Aktuelle Neurologie 2007; 34 - P762
DOI: 10.1055/s-2007-988031

Multimodale bildgebende Diagnostik von Hirntumoren – FET-PET, fMRT und kortikale Stimulation für eine maßgeschneiderte Therapie

J Nickel 1, MC Sabel 1, FW Flöth 1, G Stoffels 1, KJ Langen 1, RJ Seitz 1
  • 1Düsseldorf, Jülich

Fragestellung: Potential multimodaler Bildfusion aus funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRT) und Aminosäuremetabolismus durch [18F]-Fluorethyltyrosin-Positronenemissionstomographie (FET-PET) zur Hirntumor-Diagnostik in eloquentem Kortex.

Methoden: FET-PET (ECAT EXACT HR+) und fMRT (1.5T Siemens Magnetom Vision, Satzvervollständigung mit Konjugation) werden mit strukturellem MRT koregistriert und mit handelsüblicher Software (PMOD und BrainVoyager) quantifiziert. Diese multimodale Bildfusion lenkt die intraoperative kortikale Stimulation (CSM). Ein Fallbeispiel stellt die Ergebnisse exemplarisch für eine Serie von 15 Patienten dar.

Ergebnisse: Ein rechtshändiger Patient mit links frontotemporalem Tumor wurde erstmals mit 35 Jahren untersucht. Das FET-PET zeigte einen mittleren Tumor-Hirn-Quotienten (THQ) von 1,6 und eine Biopsie bestätigte die Diagnose eines diffusen isomorphen Astrocytoms (WHO°II).

Zwei Jahre später erfolgten Sprachtestung und fMRT. Dieses zeigte Aktivierung sowohl entfernt als auch direkt benachbart zum Tumor, dessen Volumen sich bei konstantem THQ vergrößert hatte (Abb.1). Die Sprachtestung ergab reduzierte verbale Gedächtnisleistung und Wortflüssigkeit. Wegen des raumfordernden Charakters erfolgte eine zytoreduktive Operation innerhalb der durch die fMRT gegebenen Begrenzungen. Die Histologie bestätigte weiter WHO°II, postoperativ zeigte sich kein neues Defizit.

Mit 40 Jahren führte ein Rezidiv mit Verdacht sekundärer Malignisierung zur Reevaluation. Der THQ war auf 2,3 angestiegen, die Sprachtestung bestätigte die reduzierte Wortflüssigkeit und das fMRT zeigte eine verlagerte linkshemisphärische Sprachaktivierung (Abb.2). Die Aktivierung im linken dorsolateralen Präfrontalkortex wurde bei der CSM als funktionell bestätigt, während sich im inferioren Frontallappen kein Effekt zeigte. Nach Resektion von mehr als 90% des Tumorvolumens – darin auch das anatomische Broca-Areal – ergab weder das postoperative fMRT noch die Sprachtestung eine signifikante Veränderung. Die Histologie zeigte ein anaplastisches Astrozytom (WHO°III) und ein postoperatives PET einen kleinen FET-positiven Rest-Tumor (THQ 2,0), so dass zur Bestrahlungsplanung erneut eine multimodale Bildfusion durchgeführt wurde (Abb.3).

Schlussfolgerungen: Die multimodale Integration von FET-PET, fMRT und CSM ist ein viel versprechender Ansatz für die Diagnostik von Hirntumoren in eloquenten Arealen, der eine funktionserhaltende Resektion und Bestrahlungstherapie erleichtert.