Aktuelle Neurologie 2007; 34 - P758
DOI: 10.1055/s-2007-988027

Hochgradige thorakale intraspinale Raumforderung ohne Störung der Blut-Liquor-Schranke

J Dietzel 1, A Krebs 1, CP Fröhlich 1, S Vogelgesang 1, M Roser 1, A Dressel 1
  • 1Greifswald

Hintergrund: Eine Säule der Liquordiagnostik ist die Beurteilung der Schrankenfunktion. Der Liquor-Serum-Albuminquotient reflektiert die Blut- Liquor-Schrankenfunktion. Er wird sowohl durch die Durchlässigkeit der die Blut-Liquor Schranke bildenden Strukturen als auch durch den Liquorfluss beeinflusst. Nach diesem Verständnis führt ein Passagehindernis im Spinalkanal aufgrund der verlängerten Verweildauer des Liquors kaudal zu einer Erhöhung des Eiweißgehaltes. Bei hochgradigen Verlegungen des Spinalkanals findet sich in der Regel ein sogenannter Stoppliquor mit Proteinkonzentrationen, die sich den Proteinkonzentrationen im Serum angleichen.

Fallbeschreibung: Eine 70-jährigen Patientin kam aufgrund einer seit 6 Monaten progredienten Schmerzsymptomatik des linken Beines und des Rumpfes zur Aufnahme. Seit 2 Monaten benutzte die Patientin einen Rollstuhl. Im neurologischen Untersuchungsbefund zeigte sich eine sensomotorischer Querschnittssymptomatik mit Harnverhalt. In der in zwei unterschiedlichen Kliniken durchgeführten wiederholten Analyse des spinalen Liquors zeigte sich ein Normalbefund ohne Schrankenstörung (QAlb 5,4; alterskorrigierter Grenzwert <8,7). Eine MRT Untersuchung war aufgrund eines Herzschrittmachers nicht möglich. In der spinalen CT Myelographie zeigte sich eine Raumforderung mit Kompression und Verlagerung des Myelons in Höhe des 6. Brustwirbelkörpers. Der Verdacht auf ein intraspinales Menigeom konnte am Operationspräparat histologisch bestätigt werden.

Schlussfolgerung: Diese Fallbeschreibung verdeutlicht, dass selbst hochgradige spinale Raumforderungen nicht immer zu einer Erhöhung des Serum-Liquor-Albuminquotienten führen.