Aktuelle Neurologie 2007; 34 - P724
DOI: 10.1055/s-2007-987994

Fatigue und Arbeitsunfähigkeit bei erstmalig behandelten RRMS-Patienten unter Therapie mit Glatiramerazetat

S Kern 1, R Apfel 1, J Hoffmann 1, T Ziemssen 1
  • 1Dresden, Mörfelden-Walldorf

Einleitung: Wie klinische Studien belegen kommt es unter der Behandlung mit Glatiramerazetat (GA) zu einer signifikanten Verminderung der Schubrate und Stabilisierung des Behinderungsgrades bei Patienten mit schubförmig verlaufender Multipler Sklerose. Ziel der vorliegenden Untersuchung war es, die Wirksamkeit und Verträglichkeit von GA bei nicht vorbehandelten Patienten unter Praxisbedingungen zu evaluieren.

Methodik: 291 MS Patienten (mittleres Alter 36,9 Jahre, mittlere Schubrate/Jahr 1,71 in den letzten 12 Monaten, mittlerer EDSS 2,58 bei Behandlungsbeginn) wurden vor und prospektiv insgesamt über ein Jahr nach Therapiebeginn mit GA hinsichtlich Schubrate, EDSS, Fatigue und Nebenwirkungen untersucht.

Resultate: Es kam zu einer mittleren Abnahme des Behinderungsindexes (EDSS-Wert) um 0,13±0,73 von 2,58 auf 2,45 (p ≤0,05). Der Anteil an Patienten ohne MS-bedingte Arbeitsunfähigkeit verdoppelte sich nahezu von 26,71% auf 53,43% (p ≤0,001). Bei der Fatigue-Symptomatik reduzierte sich der VAS-Wert im Behandlungsverlauf um 1,04cm±2,88cm von 4,47cm auf 3,43cm (p ≤0,001). Sowohl im MFIS-Gesamtwert als auch in den 3 Subskalen kam es zu einer Verbesserung: Der MFIS-Gesamtwert reduzierte sich im Mittel um 7,56±16,44 von 34,58 auf 27,02 (p ≤0,001) (physischen Subskala: 4,13±8,12 von 17,60 auf 13,48 (p ≤0,001), kognitiven Subskala: 2,72±8,00 von 13,90 auf 11,18 (p ≤0,001), psychosozialen Subskala: 0,71±2,02 von 3,08 auf 2,36 (p ≤0,001)). Die Verträglichkeit von Copaxone® wurde bei 40,21% der Patienten mit sehr gut, bei 38,14% mit gut, bei 3,78% mit befriedigend und bei 3,44% mit ungenügend bewertet. Die Inzidenz unerwünschter Arzneimittelwirkungen lag bei 15,09%, darunter am häufigsten lokale Hautreaktionen. Die Inzidenz und Art der unerwünschten Arzneimittelwirkungen war somit den klinischen Studien vergleichbar.

Diskussion: Die Ergebnisse zeigen, dass es während der ca. einjährigen GA-Behandlung im Mittel zu keiner weiteren Zunahme der motorischen Behinderung kam (mittlere Abnahme des EDSS-Wertes um 0,13). Darüber hinaus kam es zu einer Besserung der Fatigue-Symptomatik. Der Anteil der Patienten ohne MS-bedingte Arbeitsunfähigkeit in den letzten 3 Monaten verdoppelte sich im Beobachtungsverlauf. Nach ärztlicher Einschätzung kam es während der Beobachtungsdauer bei 83,16% der Patienten zu einer Stabilisierung bzw. Verbesserung des neurologischen Zustandes.