Aktuelle Neurologie 2007; 34 - P710
DOI: 10.1055/s-2007-987980

Oligoklonale Banden verschwinden häufig unter Mitoxantron

K Scheerschmidt 1, F Hoffmann 1
  • 1Berlin, Halle

Einleitung und Fragestellung: Bei bis zu 98% alle MS-Patienten lassen sich oligoklonale IgG-Banden (OKB) im Liquor nachweisen. Häufig wird eine Stabilität des individuell ausgeprägten Bandenmusters im Verlauf der Erkrankung und unter verschiedenen Therapien beschrieben.

Verlaufsbeobachtungen von Liquorparametern liegen nur in geringer Zahl vor, da wiederholte Liquoruntersuchungen meist nicht indiziert, somit ethisch nicht begründbar sind. Seit vielen Jahren wird allerdings die wiederholte intrathekale Gabe von Triamcinolonacetonid-Kristallsuspension (TCA) off-label bei MS-Patienten eingesetzt, insbesondere zur symptomatischen Therapie spinaler Spastik. Durch die therapeutische Notwendigkeit wiederholter Liquorpunktionen ist hierbei auch die Verlaufsbeobachtung von Liquorparametern möglich. Beobachtungen von Zettl und Tumani (2006) zeigten ebenso wie auch eigene Untersuchungen keinen sicheren Effekt wiederholter TCA-Gaben auf die OKB im Liquor. Allerdings ergab sich die Frage, ob in Abhängigkeit von verlaufsbeeinflussenden Therapien (Basis-, bzw. Eskalationstherapien) Veränderungen der OKB im Liquor von MS-Patienten auftreten können, die über längere Zeiträume mit intrathekalen TCA-Gaben behandelt werden.

Material und Methoden: Erfasst wurden 70 Patienten mit nach McDonald-Kriterien gesicherter MS, die wiederholt und mindestens 12 Monate lang mit TCA intrathekal behandelt wurden. Alter, Geschlecht, Erkrankungsbeginn, Verlaufsform, EDSS, verlaufsbeeinflussende Therapien wurden dokumentiert. 25 Patienten erhielten Mitoxantron (MIX) als Eskalationstherapie.

Für jede Liquorprobe wurde Zellzahl, Gesamteiweiß, Reiber-Schema und OKB bestimmt.

Ergebnisse: OKB blieben im Verlauf intrathekaler TCA-Therapien weitgehend konstant, wenn keine verlaufsbeeinflussende Therapie erfolgte oder eine immunmodulatorische Therapie mit einem Beta-Interferon bzw. Glatirameracetat. In der MIX-Gruppe (n=25) dagegen verschwanden vorher positive OKB häufig und anhaltend.

Diskussion: MIX ist als ein auf B-Zellen gerichtetes Immunsuppressivum und hochwirksames Therapeutikum in der Eskalationstherapie der MS. Der Therapieeffekt ist auch im Liquor sichtbar durch Verschwinden der OKB, die der immunzytochemisch darstellbare Ausdruck einer Synthese intrathekaler oligoklonaler Immunglobuline aus aktivierten lymphoplasmazellulären Zellen sind. Es wird diskutiert, ob das Verschwinden der OKB ein Indikator oder gar Prädiktor für ein gutes klinisches Ansprechen auf eine MIX-Therapie sein kann.