Aktuelle Neurologie 2007; 34 - P694
DOI: 10.1055/s-2007-987964

Langzeitverlauf nach PEG-Anlage und enteraler Ernährung bei Patienten mit amyototropher Lateralsklerose

P Kühnlein 1, J Reichle 1, J Dorst 1, HJ Gdynia 1, AD Sperfeld 1, AC Ludolph 1
  • 1Ulm

Hintergrund: Mangelernährung stellt einen unabhängigen prognostischen Faktor für die ALS dar. Bei symptomatischer Dysphagie und Gewichtsverlust und ist eine enterale Ernährung indiziert, die in Deutschland üblicherweise über eine PEG erfolgt. Probleme unmittelbar nach der PEG-Anlage können in einem Refeeding-Syndrom oder auch durch direkte Operationskomplikationen auftreten. Nur wenig ist über den Langzeitverlauf nach einer Ernährungssondenanlage bekannt.

Methoden: In einer kontrollierten single-centre-Pilotstudie werden 20 Patienten hinsichtlich Gewichtsentwicklung, Krankheitsprogression (ALS-FRS, Bulbar-Scale), Lungenfunktion (FVC/BGA), Routinelabor und Nebenwirkungen im Verlauf untersucht. Die Datenerhebung erfolgte 4 Wochen sowie 3, 6, 9, 12 Monate nach der PEG-Anlage. Die Kalorienzufuhr betrug 2000kcal/d, wobei bei Unverträglichkeit auch eine Anpassung der Nahrungsmenge erfolgte. Trat weiterer Gewichtsverlust auf, wurde die Tageskalorienmenge erhöht. Alle Patienten erhielten zusätzlich Flüssigkeiten über die Sonde oder falls möglich oral ad libidum.

Ergebnisse: Zum Zeitpunkt der Zwischenauswertung liegt die Auswertung von 19 Patienten mit einer Geschlechterverteilung von 8:11 (m:w) und einem Durchschnittsalter von 63,9J. (45–81J.) vor. Insgesamt verstarben bislang 6 Patienten, davon keiner innerhalb von 7 Tagen, 3 Patienten innerhalb von 4 Wochen und 3 zwischen 1 und 12 Monaten nach PEG-Anlage. Die Gewichtszunahme nach PEG-Anlage lag innerhalb der ersten 3 Monate zwischen 0–5kg. Kein Patient zeigte einen Gewichtsverlust. Ein Patient reduzierte die Tageskalorienmenge bei ausreichender Schluckfunktion auf 1000kcal.

Schlussfolgerung: Bei allen Patienten konnte der Gewichtsverlust gestoppt und meist ein deutlicher Gewichtszuwachs erreicht werden. Alle Patienten, bis auf einen nahmen 2000kcal täglich über die Sonde auf. Die Akzeptanz der PEG ist hoch, kritische Nebenwirkungen im Verlauf traten nicht auf.