Aktuelle Neurologie 2007; 34 - P666
DOI: 10.1055/s-2007-987937

Die Ludwigshafener Schlaganfall-Studie

B Bode 1, F Palm 1, F Buggle 1, H Becher 1, A Grau 1
  • 1Ludwigshafen, Heidelberg

Fragestellung: Angesichts der zunehmend älter werdenden Bevölkerung westlicher Industrienationen stellt der Schlaganfall ein zunehmendes menschliches, medizinisches und sozioökonomisches Problem dar. Ziel unseres Schlaganfallregisters ist die Erfassung epidemiologischer Daten zur Häufigkeit des Schlaganfalls und seiner ätiologischen Subgruppen sowie einer Veränderung der Inzidenzen über die Zeit, um Patienten zielgerichteter behandeln zu können. Hier präsentieren wir erste Daten einer industriell geprägten Stadt im Südwesten Deutschlands.

Methoden: Die Ludwigshafener Schlaganfall-Studie (LuSSt) ist ein populationsbasiertes Schlaganfallregister, welches Patienten aus der 167.757 Einwohner zählenden Stadt Ludwigshafen in Rheinland-Pfalz rekrutiert. Seit dem 1.1.2006 werden durch Kooperation mit allen regionalen Versorgungseinrichtungen alle Patienten mit Schlaganfällen und transitorisch ischämischen Attacken (TIA) erfasst. Für alle Krankheiten und Risikofaktoren werden internationale Standarddefinitionen verwendet. Jährliche statistische Auswertungen beinhalten u.a. die Errechnung von Inzidenzen mit zusätzlicher Adjustierung für die deutsche sowie die europäische Normalbevölkerung für erstmalige Schlaganfälle insgesamt sowie für die ätiologischen Subgruppen.

Ergebnisse: Von Januar bis Dezember 2006 wurden insgesamt 585 Patienten mit Schlaganfällen und TIAs erfasst. Die Inzidenz für erstmalige Schlaganfälle insgesamt lag bei 226 pro 100.000 Einwohner (224 für Männer, 227 für Frauen). Die entsprechenden Werte für ischämische Infarkte betrugen 200 (197 für Männer, 203 für Frauen), für intracerebrale Blutungen 18 (19 für Männer, 17 für Frauen), und für Subarachnoidalblutungen 8 (8 für Männer, 8 für Frauen). Die Inzidenz der TIAs lag bei 70 pro 100.000 Einwohner (69 für Männer, 72 für Frauen). Nach Altersadjustierung für die europäische Normalbevölkerung lag die Inzidenzrate bezogen auf 100.000 Einwohner für den erstmaligen Schlaganfall bei 156 (95% Konfidenzintervall (CI) 139–173), für Männer bei 176 (95% CI 150–202), für Frauen bei 137 (95% CI 116–158). Inzidenzen für TIAs betrugen 52 für beide Geschlechter (95% CI 42–62), 59 für Männer (95% CI 43–76) und 44 für Frauen (95% CI 32–56).

Schlussfolgerungen: Verglichen mit anderen bevölkerungsbasierten Schlaganfallstudien fallen die Inzidenzen für erstmalige Schlaganfälle und TIAs nach Altersadjustierung für die europäische Bevölkerung in Ludwigshafen höher aus. Weitere Untersuchungen sind erforderlich, um mögliche Ursachen dieses Unterschieds aufzudecken.