Aktuelle Neurologie 2007; 34 - P662
DOI: 10.1055/s-2007-987933

Fallbericht: Mycoplasma-pneumoniae-assoziertes parainfektiöses Miller Fisher Syndrom in Kombination mit transfusionbedürftiger hypoplastischer Anämie bei einer 54-jährigen Patientin

KF Loewenbrueck 1, V Puetz 1, J Schaefer 1, A Storch 1
  • 1Dresden

Mycoplasma pneumoniae kann unterschiedliche neurologische Erkrankungen hervorrufen, welche sich als direkte zentralnervöse Infektionen manifestieren können. Weit häufiger sind jedoch ein Guillain-Barré Syndrom (GBS) oder verschiedene Formen von parainfektiösen Polyneuropathien. In bis zu 6% der Fälle von GBS konnte eine M. pneumoniae Infektion nachgewiesen werden. Demgegenüber sind Berichte von schwerwiegenden Blutbildveränderungen durch M. pneumoniae Infektionen selten.

Wir berichten hier von einer 54-jährigen Patientin, welche unter einem seit 4 Wochen progredient verlaufenden Miller Fisher Syndrom litt. Es bestanden eine bei Aufnahme in Gehunfähigkeit resultierende schlaffe ataktische Tetraparese, Arreflexie, Hirnstammbeteiligung (Linksseitiges Ein-Einhalbsyndrom, linksseitige zentrale Facialisparese, rechtseitiges Hornersyndrom) und liquordiagnostisch eine zytoalbuminäre Dissoziation. Elektrophyisologisch bestand eine mittelgradig bis schwere hauptsächlich sensible und axonale Polyneuropathie.

Laborchemisch auffällig war eine transfusionspflichtige hypoplastische Anämie, die Antikörperdiagnostik ergab grenzwertig positive Anti-GM1 IgM und IgG Antikörper sowie leicht erhöhte ANA-Titer. Mittels bronchoalveolärer Lavage konnte eine M. pneumoniae Infektion nachgewiesen werden.

Nach Therapie mit Clarithromycin für 14 Tage und Verabreichung von polyklonalen Antikörpern (0,4g/kg KG/d für 5 Tage), sowie intensiven rehabilativen Maßnahmen kam es zu leichter klinischer und paraklinischer Befundbesserung. Die Patientin ist auch 3 Jahre nach Auftreten der Symptome hochgradig gehbehindert, das Blutbild hat sich hingegen weitgehend normalisiert.

Ein weiterer, 53-jähriger männlicher Patient litt ebenfalls unter einer subakut zur Gehunfähigkeit führenden Polyneuropathie und einer Anämie in leichterer Ausprägung in Zusammenhang mit einer M. pneumoniae Infektion. Der klinische Verlauf war ähnlich.

Diese beiden Fälle geben Hinweis darauf, dass mit Anämie assozierte subakut schwer verlaufende Polyneuropathien durch eine Mycoplasma pneumoniae Infektion getriggert sein können und die Erregersuche bei entsprechender Befundkonstellation anzuraten ist.