Anamnese: 42-jährige Patientin mit transienter Hemihypästhesie und zentraler Fazialisparese
rechts, Schmerzen links zervikal, kein Trauma eruierbar.
Aufnahmebefund: Unauffälliger neurologischer Befund, initiales c-MRT unauffällig,
im Duplex Karotisdissektion links, rechts unauffälliger Befund.
Therapie und Verlauf: Gewichtsadaptierte antithrombotische Therapie mit niedermolekularem Heparin. Am dritten
Behandlungstag traten plötzlich eine ausgeprägte Aphasie und Hemiparese rechts (NIH-SS
14 Punkte) auf. Bei unauffälligem cCT führten wir eine Lysetherapie mit 70mg Alteplase
durch, daraufhin fluktuierende Halbseitensymptomatik, deshalb zusätzlich noch 250mg
ASS intravenös. Am Folgetag nahezu komplette Restitution (NIH-SS 1 Punkt). In der
DWI-MRT imponierten bilaterale Grenzzonen-Hyperintensitäten, duplexsonografisch unveränderter
Befund. Wir führten die medikamentöse Therapie mit gewichtsadaptiertem niedermolekularen
Heparin fort.
Einen weiteren Tag später kam es zu einer akuten Armparese der Gegenseite (links),
duplexsonografisch zeigte sich jetzt eine Karotisdissektion auch auf der rechten Seite!
Bei nunmehr beidseitiger Karotisdissektion erfolgte am Folgetag eine bilaterale Stentimplantation
mit anschließender Thrombozytenaggregationshemmung (Clopidogrel und ASS). Im weiteren
Verlauf kam es unter Beibehaltung der genannten Therapie zu einer stetigen Besserung
des neurologischen Befundes. Dank intensiver physio- und ergotherapeutischer Maßnahmen
konnte die Patientin am 42. Tag ohne neurologische Ausfälle in die häusliche Umgebung
entlassen werden. Die Ursache der Dissektionen blieb trotz umfangreicher Diagnostik
unklar.
Schlussfolgerung: Drei Besonderheiten zeigte dieser Fall: erstens auch eine Antikoagulation kann einen
Schlaganfall bei Dissektion nicht verhindern, zweitens eine Lysetherapie bei Dissektion
ist möglich und drittens eine spontane Karotis-Dissektion (hier sogar beidseits) kann
auch „unter unseren Augen“ auftreten und stellt ein therapeutisches Dilemma dar.