Fragestellung: Bei der Parkinson'sche Erkrankung werden die Symptome der Erkrankung im operativen
Setting oftmals nicht ausreichend beachtet. Vor allem das oftmals perioperativ erforderliche
Absetzen der oralen Medikation führt zu einer Reihe symptomatischer Folgen. Derzeit
wird empfohlen, präoperativ die Medikation so lange wie möglich beizubehalten und
so rasch wie möglich nach dem Eingriff wieder fortzusetzen. Therapeutische Alternativen
zu oralen Präparaten sind invasiv, kompliziert und/oder teuer. Ziel dieser epidemiologischen
Erhebung war es, das aktuelle Vorgehen im anästhesistischen Setting bei Parkinson-Patienten
in Deutschland zu erfassen.
Methoden: 50 Spezialisten anästhesiologischer Kliniken in Deutschland, die <2000, 2001–4000
und >4000 Anästhesien pro Jahr durchführen, wurden standardisiert befragt.
Ergebnisse: Eine präoperative Konsultation durch einen Neurologen wird in 34% der Fälle nie oder
sehr selten durchgeführt. In 2% der Fälle wird die Parkinson-Medikation bis zwei Stunden
vor der Operation beibehalten. Invasive intraoperative Strategien, wie die Gabe von
Apomorphin subkutan oder Levodopa Intestinal-Gel, spielen eine untergeordnete Rolle.
Amantadin i.v. und/oder zermörserstes Levodopa werden bei etwa 50% der Patienten mit
komplexeren chirurgischen Eingriffen oder einer längeren geplanten, postoperativen
Beatmung durchgeführt.
Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse unserer Erhebung weisen darauf hin, dass Parkinson-Patienten vor anästhesiepflichtigen,
invasiven Eingriffen selten und unregelmäßig von Neurologen therapeutisch auf diese
Situation eingestellt werden. Die Ergebnisse unserer Befragung legen nahe, dass praktikable
Strategien zur Beherrschung des perioperativen Managements der Parkinson-Patienten
geschaffen werden sollten. Ziel sollte es sein, die Symptomatik dieser Patienten auch
bei längeren Eingriffen unter Kontrolle zu behalten. Klinische Studien sollten, auch
mit Einbeziehung von Alternativen wie z.B. der transdermalen Applikation eines Dopamin-Agonisten,
die Basis für ein standardisiertes perioperatives Mangement von Parkinson-Patienten
legen.