Aktuelle Neurologie 2007; 34 - P625
DOI: 10.1055/s-2007-987896

Perioperatives Management der Parkinsonkrankheit in Deutschland

U Wüllner 1, H Reichmann 1, K Leffers 1, H Häck 1
  • 1Bonn, Dresden, Monheim/Rhein

Fragestellung: Bei der Parkinson'sche Erkrankung werden die Symptome der Erkrankung im operativen Setting oftmals nicht ausreichend beachtet. Vor allem das oftmals perioperativ erforderliche Absetzen der oralen Medikation führt zu einer Reihe symptomatischer Folgen. Derzeit wird empfohlen, präoperativ die Medikation so lange wie möglich beizubehalten und so rasch wie möglich nach dem Eingriff wieder fortzusetzen. Therapeutische Alternativen zu oralen Präparaten sind invasiv, kompliziert und/oder teuer. Ziel dieser epidemiologischen Erhebung war es, das aktuelle Vorgehen im anästhesistischen Setting bei Parkinson-Patienten in Deutschland zu erfassen.

Methoden: 50 Spezialisten anästhesiologischer Kliniken in Deutschland, die <2000, 2001–4000 und >4000 Anästhesien pro Jahr durchführen, wurden standardisiert befragt.

Ergebnisse: Eine präoperative Konsultation durch einen Neurologen wird in 34% der Fälle nie oder sehr selten durchgeführt. In 2% der Fälle wird die Parkinson-Medikation bis zwei Stunden vor der Operation beibehalten. Invasive intraoperative Strategien, wie die Gabe von Apomorphin subkutan oder Levodopa Intestinal-Gel, spielen eine untergeordnete Rolle. Amantadin i.v. und/oder zermörserstes Levodopa werden bei etwa 50% der Patienten mit komplexeren chirurgischen Eingriffen oder einer längeren geplanten, postoperativen Beatmung durchgeführt.

Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse unserer Erhebung weisen darauf hin, dass Parkinson-Patienten vor anästhesiepflichtigen, invasiven Eingriffen selten und unregelmäßig von Neurologen therapeutisch auf diese Situation eingestellt werden. Die Ergebnisse unserer Befragung legen nahe, dass praktikable Strategien zur Beherrschung des perioperativen Managements der Parkinson-Patienten geschaffen werden sollten. Ziel sollte es sein, die Symptomatik dieser Patienten auch bei längeren Eingriffen unter Kontrolle zu behalten. Klinische Studien sollten, auch mit Einbeziehung von Alternativen wie z.B. der transdermalen Applikation eines Dopamin-Agonisten, die Basis für ein standardisiertes perioperatives Mangement von Parkinson-Patienten legen.