Aktuelle Neurologie 2007; 34 - P621
DOI: 10.1055/s-2007-987892

Herzklappenerkrankung unter Therapie mit Dopaminagonisten

P Schuster 1, A Janzen 1, B Winner 1, B Kaiser 1, U Bogdahn 1, J Winkler 1
  • 1Regensburg

Als eine der Ursachen einer restriktiven Valvulopathie (RV) bei Patienten mit einem idiopathischen Parkinsonsyndrom (IPS) wird die Therapie mit den beiden Ergot-Dopaminagonisten Cabergolin und Pergolid angenommen. In den letzten Jahren wurde in Vergleichsstudien zwischen Ergot- und Non-Ergot-Dopaminagonisten auch eine höhere Prävalenz von Herzklappeninsuffizienzen bei mit Cabergolin oder Pergolid therapierten Patienten festgestellt. Es wird ein Zusammenhang zwischen Einnahmedauer und Kumulativdosis und dem Risiko einer Herzklappenerkrankung diskutiert. Da ähnliche Herzklappenveränderungen unter anderen Ergot-Derivaten und beim Karzinoidsyndrom gefunden werden, wird als pathophysiologischer Mechanismus der restriktiven Valvulopathie eine Stimulation des 5-HT2B-Rezeptors postuliert, der in den Herzklappen exprimiert wird und die Mitogenese der Fibroblasten induziert.

In einer retrospektiven Studie wurden die transthorakalen Echokardiographien (TTE) von insgesamt 68 Patienten mit einem IPS, die mit Pergolid (n=24), Cabergolin (n=23), Pramipexol (n=4), Ropinirol (n=6) oder L-Dopa (n=11) behandelt wurden, nach den Kriterien der American Society of Echocardiography (ASE-Kriterien) ausgewertet und ausgewählte klinische Parameter (wie z.B. Alter, Krankheitsverlauf, Medikamente, somatische Anamnese) erhoben.

In der Pergolidgruppe wurde bei fünf Patienten (20,8%), in der Cabergolingruppe bei vier Patienten (17,4%) eine RV diagnostiziert. Kein Hinweis für eine RV fand sich bei den 21 Patienten, die entweder mit L-Dopa oder mit einem Non-Ergot-Dopaminagonisten behandelt wurden.

Der Unterschied zwischen der Kumulativdosis und der Expositionsdauer der betroffenen und nicht betroffenen Patienten war nur hinsichtlich der Expositionsdauer in der Pergolidgruppe signifikant. Es gab keinen Unterschied hinsichtlich des Alters der betroffenen und nicht betroffenen Patienten.

Herzklappeninsuffizienzen waren in der Pergolid- und Cabergolingruppe häufiger nachweisbar, wobei die Mitralklappe in der Ergot-Gruppe häufiger betroffen war als in der Non-Ergot- und L-Dopa-Gruppe.

Die Ergebnisse weisen, wie die meisten der bisher publizierten Studien, auf ein erhöhtes Risiko einer Erkrankung der Herzklappen bei Patienten mit einem idiopathischen Parkinsonsyndrom hin, die mit Cabergolin oder Pergolid behandelt werden. Eine signifikant höhere Kumulativdosis und Expositionsdauer konnte bei den betroffenen Patienten nicht nachgewiesen werden.