Aktuelle Neurologie 2007; 34 - P615
DOI: 10.1055/s-2007-987886

Myohistologische mitochondriale Veränderungen bei Patienten mit idiopathischen Myositiden

P Tacik 1, K Traufeller 1, M Deschauer 1, J Weis 1, S Zierz 1
  • 1Halle/Saale, Aachen

Fragestellung: Myohistologische mitochondriale Veränderungen wurden oft bei Einschlusskörpermyositis (IBM) und gelegentlich bei Dermatomyositis (DM) sowie bei Polymyositis (PM) nachgewiesen. Das Ziel der Studie war eine systematische Analyse der myohistologischen mitochondrialen Veränderungen bei klinisch gut charakterisierten Patienten mit IBM, DM und PM.

Methoden: Quantitative Untersuchung der myohistologischen mitochondrialen Veränderungen wurde bei 31 Patienten (6 IBM, 14 PM, 11 DM) durchgeführt und mit 11 gesunden Kontrollen verglichen. Muskelproben wurden mittels der Cytochrom-c-Oxidase/Succinat-Dehydrogenase (COX/SDH)-Doppelfärbung zur Identifizierung der COX-negativen Fasern (CNF) und mittels modifizierten Gomori-Trichrom-Färbung zum Nachweis von Ragged-Red-Fasern (RRF) angefärbt. Von jedem Patienten wurden mindestens 1000 Muskelfasern pro Färbung analysiert.

Ergebnisse: In der Kontrollgruppe fanden sich 0,045% CNF. Ein signifikanter Anstieg von CNF wurde in der IBM-Gruppe (Mittelwert 4,38%; Spannweite 0,3%-11,5%, p<0,045 gegen Kontrollen) und geringer in der DM-Gruppe (0,4%; 0%-1,4%; p<0,034) beobachtet. Bei PM-Patienten ließen sich zwei Untergruppen differenzieren: 8 Patienten ohne signifikanten Anstieg der CNF (0,02%; 0–0,098%) und 6 Patienten mit vielen CNF (3,3%; 0,9%- 5,4%; p<0,006). Die Häufigkeit von RRF war in allen Gruppen und Untergruppen nicht signifikant verschieden von der Kontrollgruppe. Die immunsuppressive Behandlung mittels Azathioprin und Steroiden war erfolgreich bei 6 von 8 PM-Patienten ohne vermehrte CNF gegenüber nur 2 von 6 PM-Patienten mit vermehrten CNF.

Schlussfolgerungen: (1) Die Cytochrom-c-Oxidase/Succinat-Dehydrogenase-Färbung ist eine empfindlichere Färbungsmethode für den Nachweis von mitochondrialen Veränderungen als die modifizierte Gomori-Trichrom-Färbung. (2) Unterschiedliche Häufigkeiten mitochondrialer Veränderungen wurden bei Patienten mit verschiedenen Formen idiopathischer Myositiden beobachtet. CNF waren in der IBM-Gruppe weitaus am häufigsten, fanden sich aber auch bei DM und in einer Untergruppe der PM- Patienten. (3) Man kann spekulieren, dass mitochondriale Veränderungen mit dem schlechten Ansprechen auf immunsuppressive Behandlung assoziiert sind.