Aktuelle Neurologie 2007; 34 - P596
DOI: 10.1055/s-2007-987867

Karotis-Stenting versus PTA – technischer Fortschritt ohne klinische Relevanz?

J Gbadamosi 1, O Wittkugel 1, M Rosenkranz 1, C Gerloff 1, J Fiehler 1, H Zeumer 1, U Grzyska 1
  • 1Hamburg

Fragestellung: Die perkutane transarterielle Angioplastie (PTA) wurde mit dem Ziel der Vermeidung von Re-Stenosen durch die stentgeschützte perkutane Karotisangioplastie (CAS) als revaskulierendes Verfahren weitestgehend abgelöst.

Wurde durch die Einführung der stentgeschützten Technik

1. die periprozedurale Komplikationsrate gesenkt?

2. die Restenose/Okklusionsrate signifikant im Längsschnitt vermindert?

3. die Zahl der ipsilateralen Schlaganfallsereignisse reduziert?

Methodik: Vergleich zweier an einer hochgradigen symptomatischen extrakraniellen A. carotis interna-Stenose revaskularisierend behandelter Kollektive: 71 PTA-Patienten (im Zeitraum von 1990–1997), sowie 354 CAS-Patienten (1998–2006). Duplexsonographische und klinisch-neurologische Verlaufskontrollen erfolgten präinterventionell und im Follow-up nach 2–4 Jahren.

Ergebnisse: Periinterventionelle Rate schwerer behindernder Komplikationen: PTA-Gruppe 2,8%, CAS 4,2% (n.s.)

>70% Restenose & ACI-Okklusions-Rate in der PTA-Gruppe 29,3%, CAS 10,6% (signifikant)

Im Follow-up betrug die Rate neuaufgetretener Ischämie-Ereignisse für das ipsilaterale Karotisstromgebiet bei den PTA-Patienten 4,9% und im Kollektiv der CAS-Patienten 2,8% (n.s.)

Schlussfolgerungen: Die klinische Ereignisrate in beiden Kollektiven korrespondiert gut mit den 2-Jahres-Outcome Daten der Karotisendarteriektomie (CEA)-Patienten aus der NASCET-Studie.

Obwohl durch die stentgeschützte Intervention die Restenose/Okklusionsrate im Verlauf signifikant zur PTA-Gruppe reduziert werden konnte, zeigte sich klinisch kein signifikanter Effekt auf das Neuauftreten ischämischer Ereignisse des entsprechenden Karotisstromgebietes.

Wir folgern daraus, dass der Effekt von Restenosen auf das klinische Outcome von interventionell behandelten Patienten mit Karotisstenosen im Langzeitverlauf bislang möglicherweise überschätzt wurde.