Aktuelle Neurologie 2007; 34 - P593
DOI: 10.1055/s-2007-987864

Rolle der Metalloproteasen nach zerebraler Ischämie

S Wagner 1
  • 1Heidelberg

Hintergrund: Metalloproteasen (MMPs) spielen sowohl in der akuten Phase als auch in der reparativen Phase der zerebralen Ischämie eine wichtige Rolle. Wir präsentieren eine Zusammenfassung unserer bisherigen tierexperimentellen Studien sowie Daten von Schlaganfallpatienten nach zerebraler Ischämie.

Methoden: Für die experimentelle zerebrale Ischämie im Tiermodell wurde mittels Fadenmodell die A. cerebri media für 90 Minuten verschlossen und anschließend zwischen 3h und 7d reperfundiert. Die Infarktgröße und das Ausmass der Blut-Hirnschrankenstörung wurde mittels MRT gemessen und die Hirne zymographisch und immunhistochemisch aufgearbeitet. Es wurden verschiedene therapeutische Strategien angewandt u.a. Hypothermie, Dimethylsulfoxid und Diphenyleniodonium sowie Minozyklin. Bei Schlaganfallpatienten wurde seriell Blut entnommen und mittels Zymographie und ELISA analysiert.

Ergebnisse: MMP-2 und MMP-9 spielen in der akuten Phase der zerebralen Ischämie eine wichtige destruktive Rolle. Positive Korrelationen von MMP-9 und MMP-2 mit der Infarktgröße fanden sich im Tiermodell und am Patienten. In der Spätphase der zerebralen Ischämie sind MMPs hingegen an der zerebralen Angiogenese (MT1-MMP, MMP-2 und TIMP1) sowie der neuronalen Reorganisation beteiligt (MMP13). Hypothermie, Minocyclin und DPI +DMSO hemmen die MMPs während t-PA sie zu aktivieren scheint.

Ein neuer patientennaher therapeutischer Ansatz wäre die Hemmung der MMPs mit daraus resultierender reduzierter Infarktgröße durch das Tetrazyclin Minozyklin, mit dem beim Menschen bereits therapeutische Erfahrungen bestehen.

Schlussfolgerung: MMPs sind sowohl in der Früh- sowie der Spätphase der zerebralen Ischämie an relevanten Gewebeumbauvorgängen beteiligt. Je nach Zeitpunkt und Typ der MMP Expression tragen sie zur Blut-Hirn-Schrankenstörung aber auch Angiogenese und neuronaler Reorganistation bei. Die frühe Inhibition durch Minozyklin sollte zeitnah am Patienten mit akutem ischämischem Schlaganfall in randomisierten Studien überprüft werden.