Aktuelle Neurologie 2007; 34 - P581
DOI: 10.1055/s-2007-987852

Vergleich möglicher Therapien radiogener Carotisstenosen

J Stiegler 1, A Johnson 1, K Pfadenhauer 1, M Naumann 1
  • 1Augsburg

Hintergrund: Zerebrale Ischämien können als Komplikation von radiogenen Arteriopathien der hirnversorgenden Arterien auftreten, wobei pathogenetisch eine akzelerierte Arteriosklerose diskutiert wird (Patel, 2006).

Zielsetzung: Die Behandlung radiogener Stenosen der hirnversorgenden Gefäße ist bisher nur in Beobachtungsstudien systematisch untersucht worden, wobei die Indikation zu einer operativen Intervention zurückhaltend gestellt wird.

Patienten und Methoden: In eine Beobachtungsstudie wurden 10 Patienten (6 W, Alter 48–80J.) eingeschlossen, die bei Neoplasien bestrahlt und bei denen eine klinische Symptomatik (durchschnittlich 11,95 Jahre nach Tumorerstdiagnose; 5 TIA, 5 cerebraler Infarkt) sowie eine hochgradige Stenose der Carotiden sonographisch festgestellt wurden.

Ergebnisse: Eine Patientin erhielt eine alleinige Therapie mit Thrombozytenfunktionshemmern, 2 Patienten eine Carotis-TEA und 8 Patienten PTA/Stent.

Die konservativ behandelte Patientin zeigte keine Stenoseprogredienz über 25 Jahre, sie verstarb jedoch bei bilateraler Phrenicusparese aufgrund einer respiratorischen Globalinsuffizienz.

Nach Carotis-TEA zeigten 2/2 Patienten keine postoperative Komplikation. 15 Jahre postoperativ zeigte ein Patient eine asymptomatische ca. 60% ACC-Stenose, ein anderer entwickelte innerhalb von 2 Jahren eine symptomatische filiforme Re-Stenose, die mit PTA/Stent versorgt wurde.

Nach PTA/Stent waren 2/8 Patienten asymptomatisch ohne duplexsonographischen Nachweis von Stenosen im Verlauf. Frühkomplikationen fanden sich bei 6/8 Patienten. Davon zeigten 5/6 Patienten ein unzureichendes technisches Ergebnis (3/5 asymptomatische Reststenose nach Stentimplantation, 2/5 symptomatische in-stent-Verschlüsse innerhalb 30 Tagen). Einmal kam es periinterventionell zu multiplen ipsilateralen embolischen Infarkten mit Einblutung nach lokalem Lyse-Versuch.

Diskussion: Unsere Studie zeigt ähnlich wie die Studie von Ting & al., 2004, dass bei fehlenden ischämischen Frühkomplikationen nach PTA/Stent gute klinische Ergebnisse erreicht werden. Andererseits fanden sich bei 3/8 Patienten schwere, bleibende, infarktbedingte, postinterventionelle Behinderungen.

Schlussfolgerung: Da Marcel & al., 2005 zeigten, dass Rezidive der ursprünglichen Malginome für die Gesamtprognose entscheidend sind, raten wir im Sinne eines „primum nihil nocere“ zu Zurückhaltung bezüglich einem interventionellen Vorgehen.