Aktuelle Neurologie 2007; 34 - P564
DOI: 10.1055/s-2007-987835

Reduzierte Schmerzwahrnehmung durch emotionalen Stress

M Fechir 1, T Schlereth 1, S Kritzmann 1, H Single 1, M Gamer 1, M Dieterich 1, F Birklein 1
  • 1Mainz

In Vorarbeiten konnte gezeigt werden, dass der Farb-Wort-Interferenz-Test nach Stroop (FWT) eine stabile, reproduzierbare Aktivierung des autonomen Nervensystems bewirkt. In der aktuellen Studie wurde der Effekt des Farb-Wort-Interferenz-Tests auf die Schmerzwahrnehmung bei einem tonischen Stromschmerzmodell untersucht.

Hierfür wurde 15 gesunden Probanden ein tonischer elektrischer Stromschmerz appliziert. Nach Erreichen stabiler Schmerzratings wurde der FWT jeweils in einer interferenten und einer kongruenten (Farbe und Wort stimmen überein) Version präsentiert. Die Dauer betrug jeweils zwei Minuten, die Präsentation erfolgte in einer balancierten Reihenfolge. Die Probanden bewerteten den wahrgenommenen Schmerz auf einer visuellen Analogskala. Zur Registrierung der durch den Stressreiz induzierten Aktivierung des autonomen Nervensystems wurden Funktionsparameter (kardio-vaskuläre Parameter, emotionales Schwitzen, Hautleitfähigkeit, Katecholamine im Serum, EMG des M. trapezius) registriert.

Die Schmerzwahrnehmung war direkt im Anschluss an den interferenten FWT signifikant geringer als vorher (3,1 vs. 3,9cm VAS; p<0,01). Die kongruente Version des FWT führte zu keiner geringeren Schmerzwahrnehmung (3,5 vs. 3,6cm VAS; n.s.).

Mit diesen Ergebnissen einhergehend bewirkte der interferente FWT einen signifikant höheren systolischen Blutdruckanstieg (9 vs. 4mmHg; p<0,05) sowie der Herzfrequenz (4/min vs. 2/min; p<0,01). Außerdem bewirkte der interferente FWT ein signifikant gesteigertes emotionales Schwitzen (AUC der kumulativen Schweißfreisetzung: 17 vs. 8 V*s; p<0,05).

Unsere Daten zeigen, dass der Farb-Wort-Interferenz-Test als Stressreiz bei gesunden Probanden eine Reduktion der Schmerzwahrnehmung bei einem experimentell induzierten elektrischen Stromschmerzmodell bewirkt. Die hieran beteiligten Mechanismen werden Gegenstand weiterer Untersuchungen sein.

Unterstützt durch die DFG