Aktuelle Neurologie 2007; 34 - P561
DOI: 10.1055/s-2007-987832

Kontakthitze evozierte Potentiale bei Patienten mit zentralem Schmerzsyndrom und bei gesunden Probanden

C Seifert 1, M Valet 1, TR Tölle 1, T Sprenger 1
  • 1München

Kontakthitze evozierte Potentiale (engl. Contact Heat Evoked Potentials=CHEPS) stellen eine relativ neue Möglichkeit in der Diagnostik von Läsionen des Schmerzsystems dar. Hitzereize aktivieren dünne A-delta und C-Fasern. Daher eignen sie sich besonders zur Untersuchung des nozizeptiven Systems (peripher und Tractus spinothalamicus). Aus Voruntersuchungen ist bekannt, dass durch Reizung von A-delta Fasern ein evoziertes Potential im Zeitraum von ca. 250–650ms post Stimulus auszulösen ist. C-Faser Potentiale, die abhängig von der langsameren Leitungsgeschwindigkeit später auftreten sind wesentlich schwieriger auszulösen und scheinen für den diagnostischen Einsatz weniger geeignet.

Zur Etablierung der Methode in der klinischen Diagnostik wurden 18 gesunde Normprobanden mit einem standardisierten Hitzereizprotokoll untersucht. Zur Feststellung der Detektierbarkeit von Läsionen des Tractus spinothalamicus wurden 3 Patienten mit zentralem neuropathischem Schmerz nach Thalamusinfarkt untersucht. Mittels der CHEPS-Thermode (Medoc, Israel) wurden den Untersuchungsteilnehmern 20 Hitzereize mit einer Peak-Temperatur von 51°C am Handrücken appliziert. Nach jedem Durchgang wurde der individuell empfundene Schmerz auf einer 10-stufigen visuellen Analogskala abgefragt. Ausgewertet wurden die mittleren Latenzen und Amplituden sowie die Peak to Peak Amplitude der N2-P2 des Normkollektivs. Die Daten der Patienten mit zentralem Schmerz wurden im Seitenvergleich sowie im Vergleich zum Normkollektiv ausgewertet.

Es konnten bei allen Normprobanden CHEPS ausgelöst werden. Die mittlere Latenz der N2 an den Händen lag bei 433ms. Die mittlere Latenz der P2 lag bei 566ms. Die Peak to Peak Amplitude lag bei 23,8 mikroV. In der Patientengruppe zeigten sich bei allen Patienten entweder im Seitenvergleich oder im Vergleich zum Normkollektiv pathologisch veränderte CHEPS mit reduzierter Amplitude passend zur entsprechenden thalamischen Läsionsseite.

Es konnte zum einen gezeigt werden, dass bei Gesunden stabil A-delta-Potentiale mit der CHEPS-Thermode auslösbar sind. Zum anderen zeigten sich bei den untersuchten Thalamusschmerzpatienten reduzierte Amplituden. In Zukunft muss noch die Reproduzierbarkeit der entsprechenden Ergebnisse überprüft werden. Bei Thalamusinfarkten könnten CHEPS möglicherweise einen Stellenwert in der Risikoabschätzung hinsichtlich der Entwicklung eines Schmerzsyndroms haben. Hierzu müssen noch Patienten mit Thalamusläsion ohne zentralen Schmerz untersucht werden.