Aktuelle Neurologie 2007; 34 - P549
DOI: 10.1055/s-2007-987820

„Warmes – kaltes CRPS“ – gibt es Unterschiede in der Schmerzcharakteristik?

T Eberle 1, R Rolke 1, C Geber 1, M Fechir 1, F Birklein 1
  • 1Mainz

Fragestellung: Beim komplex-regionalen Schmerzsyndrom (CRPS) unterscheidet man zwei Subtypen – das primär warme und das kalte CRPS. Diese unterscheiden sich hinsichtlich der gemessenen Hauttemperatur (im Vergleich zur Gegenseite) an der betroffenen Extremität. Aufgrund der deutlich differenten klinischen Ausprägung und der möglichen unterschiedlichen Pathophysiologie sollte in der vorliegenden Arbeit untersucht werden, ob sich die Patienten auch hinsichtlich ihrer Schmerzcharakteristik unterscheiden.

Methoden: 101 CRPS Patienten (26 mit kaltem CRPS, 75 mit warmem CRPS) wurden klinisch und nach dem QST-Protokoll des Deutschen Forschungsverbunds Neuropathischer Schmerz (DFNS), das 13 Testparameter beinhaltet, darunter die Bestimmung sowohl thermischer als auch mechanischer Detektions- und Schmerzschwellen.

Ergebnisse: Klinisch hatten die Patienten mit kaltem CRPS signifikant häufiger ein „Neglect“-Phänomen für die erkrankte Extremität (p<0,01) im Vergleich zu Patienten mit warmen CRPS.

Auf der gegenüberliegenden „gesunden“ Seite waren Patienten mit kaltem CRPS empfindlicher für Hitzeschmerz (p<0,02) und Druckschmerz (p<0,03) verglichen zu warmen CRPS Patienten. Die anderen QST-Parameter waren nicht unterschiedlich

Auf der betroffenen CRPS Seite waren die kalten CRPS Patienten unempfindlicher für mechanische Oberflächenreize (mechanische Detektionsschwelle (p<0,02). Während die Druckschmerzschwelle (tiefer Schmerz) signifikant erniedrigt war bei Patienten mit warmen CRPS (p<0,002), glichen sich die Hitzeschmerzschellen auf der betroffenen Seite aufgrund der peripheren Sensibilisierung bei warmen CRPS Patienten an und waren dann nicht mehr unterschiedlich.

Schlussfolgerung: Während sich beim warmen CRPS die Symptomatik eher als eine Sensibilisierung der betroffene Seite interpretieren lässt, herrschen beim kalten CRPS generalisierte Störungen der Sensorik vor.

Unterstützt durch DFG