Aktuelle Neurologie 2007; 34 - P544
DOI: 10.1055/s-2007-987815

Objektivierung des Edrophonium Tests durch instrumentelle Messung der Nasalität

C Ledl 1, F Müller 1, J Dressnandt 1, P Bader 1
  • 1Bad Aibling

Ziel der Untersuchung ist eine Objektivierung des Edrophonium-Tests durch instrumentelle Messung der Nasalität bei Sprechern mit Myasthenia Gravis (MG). Ein Hauptsymptom oropharyngealer MG ist das hypernasale Sprechen. Bei der Artikulation zahlreicher Laute des Deutschen muss das Gaumensegel angehoben werden, um den Nasenraum abzuschließen und den Luftstrom oral führen zu können. Hypernasalität entsteht als Folge der velaren Schwäche. Die Injektion von Edrophonium bei der Diagnostik der MG soll die neuromuskuläre Übertragung an der motorischen Endplatte und damit die Gaumensegelfunktion verbessern. In der klinischen Praxis wird bisher die Veränderung der Nasalität anhand subjektiver Höreindrücke beurteilt.

Messungen des Luftstroms beim Sprechen sollen diese Höreindrücke objektivieren und wurden mit der Rothenberg-Maske durchgeführt. Diese besteht aus einer nasalen und einer oralen Kammer zur getrennten Messung des Luftstroms. Untersucht wurden fünf Patienten mit Myasthenie und vier Patienten einer Kontrollgruppe mit neurogenen Störungen. Die Versuchspersonen produzierten die gehaltenen Vokale/a/,/i/und/u/jeweils vor Edrophonium-Gabe, nach Gabe einer Testdosis sowie nach Gabe der Restdosis. Über die Äußerungsdauern wurden die Integrale jeweils des oralen und nasalen Luftstroms berechnet.

Es ließen sich Verbesserungen der Nasalität myasthener Patienten mit initial pathologischen Werten und eine geringe Verbesserung eines Patienten der Kontrollgruppe mit Multisystematrophie nachweisen. Die anderen Patienten der Kontrollgruppe zeigten eine Verschlechterung der Nasalität. Der modifizierte Edrophonium-Test erreichte bei hypernasalen Patienten eine Sensitivität von 100% und eine Spezifität von 75%. Durch einen Vergleich der Referenzwerte mit den Werten nach Edrophonium Gabe war eine Beurteilung der Mestinon-Dosierung möglich. Zwei Patienten erwiesen sich aufgrund ihrer bereits initial geringen Nasalitätswerte als ausreichend, drei Patienten aufgrund ihrer deutlichen Verbesserung durch die Edrophonium-Gabe als nicht ausreichend mediziert.

Die Messungen velarer Funktion erlauben eine Quantifizierung sprechsprachlicher Veränderungen im Rahmen des modifizierten Edrophonium Tests. Dieser stellt ein komplementäres Untersuchungsverfahren zur Differenzierung myasthener und neurogener Erkrankungen dar und eröffnet durch einen objektiven Vergleich der Messwerte vor und nach Edrophonium-Gabe eine Möglichkeit zur Optimierung der medikamentösen Dosierung.