Aktuelle Neurologie 2007; 34 - P486
DOI: 10.1055/s-2007-987757

Intrathekale Applikation von Triamcinolonacetonid als symptomatische spasmolytische Therapie bei der Multiplen Sklerose – auch wirksam im Rahmen anderer spastischer Syndrome?

A Weinbrenner 1, R Besser 1
  • 1Wiesloch, Krefeld

Hintergrund: Ein häufiges Symptom der Multiplen Sklerose (MS) ist die Para- oder Tetraspastik, welche durch Erhöhung des Muskeltonus eine verminderte Kraftleistung und Störung der Bewegungsabläufe verursacht. Triamcinolon ist ein synthetisches Glukokortikoid, welches in Form des Triamcinolonacetonid (TCA) als Medikament Verwendung findet. Die ersten Untersuchungen zu einer spasmolytischen Wirkung von intrathekal appliziertem TCA wurden bereits in den 50er Jahren durchgeführt.

Methode: Über einen Zeitraum von drei Jahren wurden 27 Patienten mit intrathekalem TCA behandelt. Bei 24 Patienten war eine MS gesichert, bei drei Patienten lag eine Spastik anderer Ursache vor. Die erste Gabe erfolgte mit 40mg TCA-Lösung (Volon A), weitere dann zwei und vier Tage später mit jeweils 80mg.

Ergebnisse: Bei keinem Patienten traten systemische Nebenwirkungen auf; bei zwei Patienten führte ein postpunktionelles Syndrom zum Therapieabbruch. Andere Komplikationen (insbesondere Infektionen) traten nicht auf. Bei 17 Patienten zeigte sich eine deutliche Verminderung der Spastik und Verbesserung des Gangbildes. Von diesen wurden 11 Patienten im Verlauf mehrfach behandelt. Bei den Nicht-MS-Patienten zeigte sich einmalig eine leichte Besserung der Spastik, bei den anderen war keine Wirkung erkennbar. Eine Besserung des EDSS war bei vier Patienten zu objektivieren, bei den übrigen der im Verlauf mehrfach behandelten Patienten blieb er stabil.

Diskussion: Nach den bisherigen Erfahrungen hat die TCA-Therapie nur eine Wirkung auf spinale Symptome, also die meist bei progredienter Erkrankung im Vordergrund stehende Spastik und nicht auf andere Symptome der MS, so dass sein Einsatz v.a. als symptomatische Therapie Sinn macht. Oft ist nach der ersten Gabe bereits ein Therapieerfolg bemerkbar und weitere Gaben können zu einer Besserung führen, können aber bei Patienten mit zugleich schweren Paresen dazu führen, dass es zum Verlust der Stützfunktion und damit Beeinträchtigung der Gehfähigkeit kommt.

Schlussfolgerung: Die intrathekale Applikation von TCA bei Patienten mit Para- oder Tetraspastik im Rahmen einer MS ist als zusätzliche Therapie bei unzureichender Wirkung oder Unverträglichkeit der oralen Spasmolytika sinnvoll. Sie ist nebenwirkungsarm und gut verträglich. Die Dosis und Häufigkeit der Applikationen sollte individuell angepasst werden, empfehlenswert ist ein Therapiebeginn mit 40mg. Wenig oder keinen Effekt scheint das TCA auf anderweitig bedingte spastische Syndrome zu haben.