Die Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch-entzündliche Autoimmunerkrankung des
Zentralnervensystems. Antikörper (Ak) gegen Myelin-/Oligodendrozyten-Glykoprotein
(MOG) sind wahrscheinlich an der Pathogenese der MS beteiligt, wie passive Transferexperimente
im Tiermodell der MS nahelegen. Es besteht eine kontroverse Datenlage, inwieweit anti-MOG
Ak, die mittels Western Blot bestimmt wurden, Indikatoren für eine raschere Konversion
von einem klinischen isolierten Syndrom (KIS) zur gesicherten MS sind.
In einen quantitativen ELISA wurden Antikörper gegen die immunodominanten Epitope
von rekombinantem MOG in 38 unbehandelten Patienten mit KIS, die im Durchschnitt 74
Monate prospektiv verlaufskontrolliert wurden, bestimmt.
Die mittleren anti-MOG IgG Titer entsprechen denen von Patienten mit MS. Weder KIS-Patienten
mit einer raschen Konversion zu definitiver MS, noch mit einem pathologischen oder
aktiven MRT zu Studienbeginn oder in der Einjahreskontrolle wiesen erhöhte anti-MOG
Ak-Titer auf. Vielmehr waren die anti-MOG IgM invers mit dem Zeitintervall bis zur
MS-Konversion und der Läsionslast im T2-MRT korreliert (Pearson r=0,74; p=0,0017 bzw.
r=0,46; p=0,048). Korrelationen der anti-MOG IgG konnten nicht identifiziert werden.
Unsere Studie findet somit ebenfalls keine Korrelationen von anti-MOG Ak zu klinischer
und paraklinischer Aktivität und Progression in KIS. Im Gegensatz zu den vorherigen
Studien, die rein qualitativ im Western Blot durchgeführt wurden, konnten nun auch
quantitative Korrelationen durchführt werden, die erstaunlicherweise eine protektive
Wirkung von anti-MOG IgM annehmen lassen. Da die Möglichkeit einer zu geringen statistischen
Power nicht ausgeschlossen werden kann und wegen dieser unerwarteten inversen Korrelationen,
sollte eine größere KIS-Kohorte systematisch im ELISA analysiert werden. Die Etablierung
prognostischer Biomarker, insbesondere in der Frühphase der MS, ist von größtem klinischen
Interesse.