RSS-Feed abonnieren
DOI: 10.1055/s-2007-987739
Kognitive Korrelate kallosaler Atrophie bei MS
Wichtige Alltagsbehinderungen bei MS beruhen nicht nur auf körperlichen Behinderungen, sondern auch auf abnormer Ermüdbarkeit und kognitiven Leistungseinbußen.
Wir stellten die anhand des MUSIC-Kognitionsinventars erhobene geistige Leistungsfähigkeit der Planimetrie der medianen Corpus-callosum-Fläche als Maß zentraler Hirnatrophie bei 51 Patienten mit diagnostisch gesicherter MS gegenüber. Die mediane Erkrankungsdauer betrug 3,4±5,2 Jahre, der mittlere Behinderungsgrad nach EDSS 3,0±1,9 Punkte (39 schubförmige, 12 sek.-progrediente Verläufe).
Im MUSIC fand sich ein mittlerer Punktwert von 20,6±7,9 Punkten. Bei einem Cut-off von 20/30 Punkten zeigten 33% (17) der untersuchten MS-Patienten subnormale Leistungen im Test, darunter drei von achtzehn Patienten bereits im ersten Erkrankungsjahr. Die integrierte Fatigue-Erfassungsskala dieses Inventars zeigte pathologische Werte für 59% der Untersuchten (mit einer Korrelation von -0,32* zu den Kognitionsleistungen im MUSIC-Gesamtscore). Bei einer mittleren CC-Fläche von 5,2±1,5cm2 lagen 25 (50%) der vermessenen Balken unterhalb der Atrophiegrenze von 5,1cm2. Die Korrelation der CC-Fläche zum MUSIC-Gesamtscore betrug r=0,59**, zur MUSIC-Fatigue Skala r=-0,29*, vergleichsweise r=0,20 zum Wechsler-IQ und r=-0,48** zum EDSS-Behinderungsgrad (bei einer Interkorrelation von EDSS und MUSIC von r=-0,20). Sowohl die Verteilung der MUSIC-Gesamtscores wie der EDSS-Werte differierte signifikant (t-Test p=0,001 bzw. p=0,001) zwischen Patienten mit atrophen bzw. normalen Balken; weniger ausgeprägt zeigte sich dies für Fatigue-Werte (p=0,04).
Die weitere Analyse mittels schrittweiser Regression zeigte die Balkenfläche (r=0,59) sowie den Standard-IQ (Steigerung auf r=0,66) als wesentliche statistische Faktoren der kognitiven Leistungen im MUSIC.
Die Ergebnisse unserer Untersuchung untermauern die quantitative und qualitative Bedeutung kognitiver Beeinträchtigungen bei MS und belegen die Zusammenhänge mit ZNS-Schäden im Rahmen der Erkrankung. Das MUSIC-Inventar erweist sich dabei als ein leicht durchführbares, hinsichtlich der kognitiven Aspekte der Erkrankung sensibles Erfassungsinstrument.