Aktuelle Neurologie 2007; 34 - P389
DOI: 10.1055/s-2007-987660

Sturzereignisse bei Morbus Parkinson

T Nord 1, I Reuter 1, A Korchounov 1, M Oechsner 1
  • 1Gießen

Stürze bei älteren Menschen verursachen häufig neben Verletzungen mit nachfolgender Pflegebedürftigkeit eine erhebliche Sturzangst, die wiederum zu Gangunsicherheit führt. Zur besseren Prävention von Stürzen in der Zukunft, analysierten wir retrospektiv die Sturzereignisse an der Parkinsonklinik Bad Nauheim des Jahres 2005.

Methodik: Anhand der Sturzprotokolle wurde die absolute Zahl der Stürze für den Untersuchungszeitraum ermittelt. Die Stürze waren bezüglich Sturzrichting,-und Sturzumständen gut dokumentiert. Die Patientendaten wurden den Akten entnommen.

Ergebnisse: Insgesamt handelte es sich um 201 Sturzereignisse, die durch 88 Patienten, 37 Frauen und 51Männer mit einem durchschnittlichen Alter von 71 Jahren verursacht wurden. 15 Patienten stürzten mehr als 5x. 52 Patienten zeigten einen akinetisch-rigiden Typ, 17/88 einen Äquivalenztyp, wobei mehr als die Hälfte der Patienten sich im Stadium 4 befand. 60 Patienten berichteten über Stürze in der Vergangenheit. Bei 50 Patienten bestand eine dementielle Entwicklung. An Begleiterkrankungen bestanden bei 65% eine Hypertonie, bei 12% eine KHK und bei 12,5% ein Diabetes mellitus. Zum Zeitpunkt des Sturzereignisses klagten 42% der Patienten über Freezing und 32% über Fluktuationen der Beweglichkeit. Bei 55% lagen akut Halluzinationen vor. Eine Analyse der Sturzzeiten ergab keine Häufung der Stürze zu bestimmten Tageszeiten. Am häufigsten stürzten die Patienten in ihrem Zimmer. Knapp 50% der Stürze ereigneten sich beim Gehen, 25% beim Aufstehen und Hinsetzen. Patienten mit Freezing stürzten häufiger beim Gehen, beim Aufstehen und Hinsetzen stürzten Patienten, wenn sie gleichzeitig eine 2. Aufgabe verrichteten. Die Sturzrichtung war meistens nach vorn und hinten, selten seitlich. 64 (72%)der Patienten zogen sich keine Verletzungen zu, 20% hatten äußere Verletzungen wie Schürfungen und Platzwunden. Nur in 4,5% kam es ernsthaften Verletzungen, z.B. mit Fraktur. Schmerzen gaben 30% der Gestürzten an. 98% der Patienten nahmen zum Zeitpunkt des Sturzes mehr als 5 Medikamente, 40% sogar mehr als 8 ein. Eine Dosisänderung vor dem Sturz hatte keinen Einfluss. Neuroleptika, bevorzugt Seroquel, wurden von 31% der Patienten eingenommen, wovon 60% Dosen über 25mg einnahmen.

Zusammenfassend scheinen Stürze in der Vergangenheit ein Prädiktor für zukünftige Sturzereignisse zu sein, sowie Polypharmazie, dementielle Entwicklung und Halluzinationen. Entgegen anderen Studien war die Verletzungsrate relativ gering.