Aktuelle Neurologie 2007; 34 - P376
DOI: 10.1055/s-2007-987647

Rasche Entwicklung von Kontrakturen bei Morbus Parkinson

F Sixel-Döring 1, M Rausch-Hertel 1, C Trenkwalder 1
  • 1Kassel

Einleitung: Innerhalb eines Jahres sahen wir 3 Patienten in fortgeschrittenen Phasen eines M. Parkinson, die nach einer Immobilisationsphase durch akute Komorbidität vor allem Flexionskontrakturen der Extremitätengelenke entwickelt hatten.

Falldarstellung: Zwei Männer (77 und 78 Jahre alt, Krankheitsdauer 16 und 6 Jahre) sowie eine Frau (65 Jahre alt, 14 Jahre Krankheitsdauer) wurden aus anderen Krankenhäusern in unser Zentrum für Bewegungsstörungen verlegt in bettlägerigem Zustand mit Beugekontrakturen der Extremitätengelenke. Vorausgegangen waren akut-stationäre Behandlungen wegen Aspirationspneumonie, hochfieberhaftem Harnwegsinfekt mit psychotischer Dekompensation sowie in einem Fall die chirurgische Versorgung einer Schenkelhalsfraktur nach Sturz. Auch nach Neuanpassung der dopaminergen Therapie und intensiver physiotherapeutischer Behandlung gelang nur in einem Fall die Remobilisation, in allen Fällen blieben die Hände kontrakt und gebrauchsunfähig.

Diskussion: Vor allem Flexionskontrakturen der Extremitäten werden als Sekundärphänomen eines idiopathischen Parkinson-Syndroms beschrieben. Es handelt sich zumeist um Patienten in fortgeschrittenen Krankheitsphasen mit Fluktuationen und Dyskinesien ohne weitere strukturelle oder peripher neurologische Ursachen, sodass in erster Linie die Folgen des striatalen dopaminergen Defizits als Präzipitationsfaktor anzusehen sind.

In den hier vorgestellten Fällen kam es im Rahmen der akuten Komorbidität zu einer dopaminergen Unterversorgung und Immobilisation mit anzunehmender Exazerbation des Rigors, was letztlich verantwortlich für die Ausbildung der Kontrakturen gewesen sein mag.

Schlussfolgerung: Parkinson-Patienten in fortgeschrittenen Krankheitsphasen haben im Falle einer Immobilisation und/oder vorübergehenden Verringerung der dopaminergen Therapie ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Kontrakturen. Insbesondere bei akuter Komorbidität sollte frühzeitig ein diesbezüglich erfahrener Neurologe in die Gestaltung der medikamentösen Therapie einbezogen werden. Desweiteren müssen die Patienten mehrfach täglich physiotherapeutisch behandelt werden, um die Chancen für eine erfolgreiche Remobilisation nach Überwindung der Akutphase nicht zu verlieren.