Aktuelle Neurologie 2007; 34 - V336
DOI: 10.1055/s-2007-987608

Abhängigkeit des Schlaganfallspektrums bei Vorhof-Flimmern von einer gerinnungshemmenden Therapie – Ergebnisse aus dem Schlaganfall-Register Hessen

C Schwark 1, RWC Janzen 1, T Neuman-Haefelin 1, A Ullrich 1
  • 1XXfür die Arbeitsgruppe Schlaganfall Hessen (ASH)

Ziel der leitliniengerechten Langzeittherapie (INR 2,0–3,0) mit oralen Antikoagulantien (oAK) bei Vorhofflimmern(VHF) ist die Senkung der Rate embolischer Hirninfarkte. Entscheidendes Risiko ist das Auftreten einer spontanen intrazerebralen Blutung (ICB), deren Häufigkeit unter Studienbedingungen für eine Wafarin-Therapie bei VHF mit 2,4–4,6%/Jahr angegeben wird. Das hessische Schlaganfall-Register zeigt eine alterskorrelierte Abnahme der Behandlungswahrscheinlichkeit gegen Null bei über 90-jährigen, sie verläuft parallel zur Prävalenz der Phenprocoumon-Exposition in Hessen (Krappweis et al. 2005).

Fragestellung: Welchen Einfluss hat eine gerinnungshemmende Therapie auf das Spektrum der Schlaganfälle (TIA, Hirninfarkt, ICB), hat sie eine Bedeutung für die Versorgungsqualität und Outcome?

Methode: Aus den aktuellen Datensätzen von 78.048 Patienten (2003–2006) wurden 16.434 Fälle mit VHF(21,1%) umfassend analysiert.

Ergebnisse: Nur 20,1% aller Patienten mit VHF erhielten leitliniengerecht oAK, 42,9% ASS, 2,1% beides sowie 34,9% keine gerinnungshemmende Behandlung. Im Spontanverlauf ohne Therapie liegt die Häufigkeit einer ICB bei 4,0%, unter ASS bei 2,8% und steigt unter oAK auf 12,2%, die Rate der TIAs ist spontan 15,0, unter ASS 18,4 und unter oAK 27,3%, während die Hirninfarkte spontan bei 75,5%, unter ASS bei 71,9% und unter oAK bei 56,6% liegen. Diese Versorgungsdaten zeigen das bekannte Problem des bedeutsamen Anstiegs der ICB unter oAK gegenüber dem Spontanverlauf bei einer gleichzeitigen, vergleichweise therapeutischen Absenkung der Rate an Hirninfarkten. Die Krankenhausletalität lag für die die ICB zwischen 27,5–30,3%, die TIA zwischen 0,8–1,2% sowie für den Hirninfarkt zwischen 8,2–12,6%.

Der Anstieg der TIAs erscheint überraschend, er deutet auf eine nicht optimierte Therapieführung hin, ebenso wie die sehr niedrige Frequenz der vorbestehenden Langzeit-Antikoagulation. Die erweiterte, detaillierte Analyse der Risikofaktoren, der Qualitätsindikatoren und der regionale Versorgungsstrukturen wird die Strategie einer optimierten Behandlung beeinflussen müssen.