Aktuelle Neurologie 2007; 34 - V295
DOI: 10.1055/s-2007-987600

Analyse regionaler Versorgungsunterschiede in der stationären Schlaganfallbehandlung

B Misselwitz 1, GF Hamann 1, RWC Janzen 1
  • 1XXfür die Arbeitsgruppe Schlaganfall Hessen

Die seit 1996 in Hessen etablierte Schlaganfalldatenbank ist bundesweit das einzige Register, welches auf Grund einer landesweiten Vollerhebung aller stationär aufgenommenen Schlaganfallpatienten Aussagen zur Versorgungssituation in einem Bundesland zulässt. Durch die Erfassung des Wohnortes der Schlaganfallpatienten ist es auch möglich regionale Unterschiede im Zugang zur frühen Diagnostik oder zur spezifischen Therapie darzustellen.

Grundlage der folgenden Analyse sind 22.231 primäre aufgenommene Patienten mit akutem Hirninfarkt der Jahre 2005 und 2006, die sich auf die 26 Landkreise bzw. kreisfreien Städte (Regionen) in Hessen verteilten (Mw/Jahr: 413, Range/Jahr 171–1026). 730 Fälle (3,3%) konnten keinem Kreis zugeordnet werden oder kamen außerhalb von Hessen. Das Durchschnittsalter lag bei 73,9 Jahren (SD 0,97 Range 72,3–76,4), der Anteil an Männern bei 48,7% (SD 2,6% Range 41,9%- 54,0%), der Median des mod. Rankin Scale bei Aufnahme bei 3 (Gesamt sowie alle Regionen).

Für die Regionen wurden anhand der Register-Daten folgende Parameter verglichen: Latenz zwischen Schlaganfallereignis und Aufnahme in die Akutklinik (<3h), Zugang zu einer Stroke-Unit bzw. neurologischen Klinik, Durchführung einer frühen Bildgebung (CT oder MRT innerhalb 3h Stunden nach Aufnahme), Durchführung einer Thrombolyse im 3h-Fenster.

In Hessen wurden 26,1% der Patienten mit akutem Hirninfarkt innerhalb 3h nach Ereignis aufgenommen, je nach Wohnort zwischen 19,2% und 35,5%. Auch der Zugang zu einer frühen Bildgebung schwankt um einen Durchschnittswert von 80,4% zwischen 62,2% und 94,4% je nach Region. Über 70% aller Fälle wurden in neurologischen Kliniken aufgenommen, 67,8% in Kliniken mit Stroke-Unit. Hierbei variiert der Anteil je Region zwischen 27% und 98% (für die Stroke-Units zwischen 17% und 98%). Bei den Patienten, die innerhalb 3h nach Ereignis aufgenommen wurden (n=5057), liegt die Thrombolyserate bei 18,0%. In den untersuchten Regionen fluktuiert dieser Wert um den Faktor 4 zwischen 7,0 und 26,7%.

Die Daten aus dem Hessischen Schlaganfallregister zeigen eindrucksvoll wie inhomogen die Schlaganfallversorgung ist, besonders stark abhängig vom Wohnort des Betroffenen. Die Gründe sind vielschichtig, abhängig von der regionalen Aufklärungsarbeit, der leitliniengerechten Zuweisung der Rettungsdienste sowie Aspekten der Krankenhausplanung. Diese Daten sollten einfließen in die zielgenaue Entwicklung von regionalen Versorgungskonzepten für Schlaganfallpatienten.