Aktuelle Neurologie 2007; 34 - M286
DOI: 10.1055/s-2007-987591

Kann eine gesunde Lebensweise Lernen und Gedächtnis im Alter positiv beeinflussen?

AV Witte 1, H Lohmann 1, H Wersching 1, EB Ringelstein 1, K Berger 1, S Knecht 1, A Flöel 1
  • 1Münster

Fragestellung: Regelmäßige körperliche Aktivität, moderater Alkoholgenuss sowie eine kalorienarme, an ungesättigten Fettsäuren reiche Ernährung sind Bestandteile eines gesunden Lebensstils, der das kardiovaskuläre Risiko im Alter deutlich senken kann. Ein ähnlich positiver Effekt ist auch für die kognitive Leistungsfähigkeit zu erwarten, da frühere Studien bereits einen günstigen Einfluss einzelner Faktoren wie Nichtrauchen, Sport und gemäßigtem Alkoholgenuss zeigen konnten. Über die globale Wirkung einer gesunden Lebensweise auf Lernen und Gedächtnis ist jedoch wenig bekannt.

Methoden: 420 gesunde ältere Teilnehmer (63±6,6 Jahre) der Gesundheitsstudie Münster (SEARCH-Health) erhielten einen detaillierten Fragebogen, der die individuellen Lebensgewohnheiten erfasste (körperliche Aktivität, Rauchgewohnheiten, Alkoholkonsum und Ernährung). Zusätzlich wurde der Body-Mass-Index (BMI) bestimmt. Anhand dieser fünf Kategorien wurde ein Punktesystem erstellt, aus dem ein Gesamt-Punktwert für den globalen Lebensstil eines jeden Probanden errechnet wurde. Ein gesunder Lebensstil (max. 25 Punkte) bestand aus einem metabolischen Umsatz von über 13000kcal pro Woche durch körperliche Aktivität, weder früheres noch aktuelles Rauchen, zwischen 4 und 10 Gläser Alkohol pro Woche, einer an Obst und Gemüse, ungesättigten Fettsäuren und Vollkornprodukten reichen Ernährung sowie einem BMI unter 22kg/m2. Die Gedächtnisleistung wurde anhand des „Verbalen Lern- und Merkfähigkeitstest“ nach Helmholtz gemessen.

Ergebnisse: Ein höherer Gesamt-Punktwert (=eine gesündere Lebensweise) war unter Berücksichtigung möglicher Einflussfaktoren wie Alter, Geschlecht, Bildung und Blutdruck mit einer besseren Gedächtnisleistung assoziiert (p<0,05; Abb.1).

Für eine Erhöhung des Gesamt-Wertes um je 5 Punkte wurde eine Verbesserung der Gedächtnisleistung um maximal 4,8% festgestellt. Isoliert betrachtet konnte keiner der Einzelfaktoren die Gedächtnisleistungen vorhersagen.

Schlussfolgerungen: Die vorliegende Untersuchung zeigt, dass ein gesünderer Lebensstil neben anderen Einflussfaktoren signifikant mit besseren Gedächtnisleistungen bei gesunden älteren Probanden assoziiert ist. Die Ergebnisse lassen auch erkennen, dass mögliche positive Effekte einer gesunden Lebensweise nicht allein durch die isolierte Betrachtung einzelner Faktoren erklärt werden können. Dieser umfassendere und gleichzeitig kostengünstige Präventions-Ansatz sollte bei kommenden Untersuchungen stärker berücksichtigt werden.