Aktuelle Neurologie 2007; 34 - V232
DOI: 10.1055/s-2007-987562

Die Intima-Media Dicke ist ein unabhängiger Prädiktor für eine kognitive Verschlechterung

K Sander 1, C Schulze Horn 1, C Briesenick 1, B Conrad 1, H Bickel 1, D Sander 1
  • 1München

Hintergrund und Fragestellung: Das Interventionsprojekt INVADE untersucht, ob sich durch eine systematische Evaluation und Behandlung kardiovaskulärer Risikofaktoren die altersspezifische Inzidenz von Schlaganfällen und Demenz reduzieren lässt. Ziel der vorliegenden Auswertung ist die Analyse von Prädiktoren für ein Neuauftreten einer kognitiven Beeinträchtigung.

Patienten und Methodik: In das Projekt wurden 3909 Teilnehmer (1601Männer, mittleres Alter 70,1 Jahre) eingeschlossen. Neben klassischen Risikofaktoren und neuen vaskulären Risikomarkern wie hochsensitives C- reaktives Protein und die Intima-Media Dicke (IMT)wurden soziodemographische Daten und Lebensgewohnheiten erfasst. Die kognitive Testung erfolgte unter Verwendung des „6 item Cognitive Impairment Test“ (6CIT) in zweijährigem Abstand.

Ergebnisse: Ein kompletter Verlaufsdatensatz liegt bisher bei 2970 Teilnehmern vor. In diesem Kollektiv wiesen zu Beginn des Projekts 125 (4%) Teilnehmer ein leichtes kognitives Defizit (CIT 8 oder 9) und 163 (5,5%) ein deutliches kognitives Defizit (CIT >9) auf. 173 (5,8%) Teilnehmer entwickelten im Verlauf von zwei Jahren ein neues kognitives Defizit (CIT >7). In einer univariaten Analyse war diese Subgruppe signifikant älter (73,6 vs. 69,7 Jahre; p<0,0001) und hatte höhere Blutzuckerwerte (100,9 vs. 95,4mg%; p=0,02). Zusätzlich wiesen sie häufiger eine Depression (17,3% vs. 10,6%; p=0,02), eine koronare Herzerkrankung (16,7% vs. 10,7%; p=0,003), einen Hypertonus (83,8% vs. 75,3%; p=0,01), einen pathologischen Ankle Brachial Index (26,3% vs. 17,7%; p=0,005) und eine manifeste Atherosklerose der hirnversorgenden Gefäße (74% vs. 58,6%; p<0,0001) auf. Die IMT betrug in dieser Gruppe 0,86mm vs. 0,79mm (p<0,0001). Nach multivariater Adjustierung für diese Risikofaktoren konnten das Alter und die IMT als unabhängige Variablen für eine kognitive Verschlechterung identifiziert werden.

Schlussfolgerung: Die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit weisen darauf hin, dass die IMT nicht nur ein prädiktiver Marker für zerebrovaskuläre Ereignisse ist, sondern auch nach Adjustierung für andere Parameter einen unabhängigen Prädiktor für das Neuauftreten einer kognitiven Beeinträchtigung darstellt.