Aktuelle Neurologie 2007; 34 - V115
DOI: 10.1055/s-2007-987500

Dekompressive Hemikraniektomie nach A. cerebri media-Totalinfarkt – neurologisches, neuropsychologisches und psychiatrisches Behandlungsergebnis

H Schmidt 1, T Heinemann 1, S Harscher 1, K Neubieser 1, A Kastrup 1, K Rieckmann 1, R Nau 1
  • 1Göttingen, Jena

Ziel: Ermittlung der neurologischen, psychiatrischen und neuropsychologischen Schäden und deren Auswirkung auf die Lebensqualität von Patienten nach Media-Totalinfarkt und dekompressiver Hemikraniektomie (DCH).

Methoden: Wir untersuchten 20 Patienten nach raumforderndem Infarkt im Versorgungsgebiet der A. cerebri media nach dekompressiver Hemikraniektomie über der subdominanten Hemisphäre. Das Intervall vom Infarktereignis zur Nachuntersuchung betrug mindestens ein Jahr.

Neben neurologischen Funktionsscores untersuchten wir in einer ausführlichen neuropsychologischen Testbatterie Aufmerksamkeits-, verbale sowie non-verbale Gedächtnis- und Lernfunktionen.

Resultate: Kollektiv von 6 Frauen und 14Männern im Alter von 52±14 (MW±STD) Jahre.

Das Alter korrelierte mit schlechteren Score-Werten auf der Rankin-Skala des Barthel-Scores, nicht aber mit dem NIH-Stroke-Scale.

Die neuropsychologischen Untersuchungen legten deutliche Schwierigkeiten für alle Domänen mit Ausnahme des non-verbalen Lernens und Gedächtnisses offen.

Die Leistungen aller Domänen außer der frontalen Exekutivfunktionen und der Sprache korrelierten signifikant mit dem Einschränkungsgrad der Aktivitäten des täglichen Lebens, gemessen am Barthel-Index.

Mehr als zwei Drittel der Patienten würden sich erneut für eine dekompressive Hemikraniektomie entscheiden, wenn sie erneut vor diese Entscheidung gestellt würden.

Weder Alter, körperliche Behinderung noch neuropsychologisches Defizit, aber Depressivität (gemessen am Becks Depressionsinventar) zum Zeitpunkt der Nachuntersuchungen standen statistisch mit der Entscheidung in dieser Frage im Zusammenhang.

Zusammenfassung: Trotz Behinderungen und neuropsychologischer Einschränkungen nach dem Überleben eines A. cerebri media Infarktes würde sich die Mehrzahl der Betroffenen wieder für einen solchen Eingriff entscheiden. Die Gruppe derer, die sich hypothetisch gegen eine Hemikraniektomie ausgesprochen hätten, war signifikant depressiver als jene, die sich erneut operieren lassen würden, während Alter und neurologisches/neuropsychologisches Defizit keine Prädisposition darstellten, sich im Nachhinein gegen eine dekompressive Hemikraniektomie zu entscheiden.