Aktuelle Neurologie 2007; 34 - V83
DOI: 10.1055/s-2007-987488

Asymmetrie der Autoregulation bei Anstieg und Abfall des cerebralen Perfusionsdruckes

B Schmidt 1, M Czosnyka 1, J Klingelhöfer 1
  • 1Chemnitz; Cambridge, UK

Hintergrund: Die cerebrale Autoregulation (CA) dient der Aufrechterhaltung einer konstanten Hirnperfusion bei Änderungen des cerebralen Perfusionsdruckes (CPP). In jüngsten Publikationen (R. Aaslid, Stroke, in Druck) wurde ein asymmetrisches Verhalten der CA bei ansteigendem und abfallendem Blutdruck (ABP) beschrieben. Dies ist ein Hinweis auf ein nichtlineares Verhalten der CA. Ziel dieser Arbeit war es, mit einer unterschiedlichen Methodik die CA bei Anstieg und Abfall des CPP zu untersuchen.

Methodik: Analysiert wurden Daten von 252 Patienten mit Schädel-Hirn-Trauma (N=219) oder Schlaganfall (N=33) (196m, 56 w; Alter (±SD): 37±18). In 813 Aufzeichnungen von CPP und der Blutflussgeschwindigkeit (FV) in der A. cerebri media wurden während spontaner CPP-Oszillationen die Intervalle von CPP-Anstieg und -Abfall getrennt auf ihre Korrelation mit der FV untersucht. Durch Mittelung über mehrere Intervalle wurden Indices zur Beurteilung der CA bei CPP-Anstieg (upMx) und bei CPP-Abfall (downMx) berechnet, analog des von Czosnyka 1996 eingeführten Mx-Index. Der Wertebereich der Indices reicht von -1,0 bis +1,0, positive Werte deuten auf eine gestörte, negative auf eine intakte CA hin.

Ausgewertet wurden nur Aufzeichnungen, in denen die CPP-Änderungen über einem Schwellenwert von 10mmHg lagen.

Ergebnisse: 89 Aufzeichnungen erfüllten die Anforderungen an die CPP-Änderungsdynamik und wurden ausgewertet. Im Mittel (±SD) lagen die Werte von upMx bei 0,04±0,6, und die von downMx bei 0,2±0,6. Der Unterschied war signifikant (P<0,005, Wilcoxon-Test). Die Differenz upMx-downMx korrelierte weder mit dem Hirndruck (ICP) noch mit dem CPP signifikant.

Diskussion: Bei ansteigendem CPP zeigte sich gegenüber dem CPP-Abfall eine leicht aber signifikant verstärkte autoregulatorische Reaktion. Der CPP-Wert und seine Position innerhalb der sog. Autoregulationskurve als potentieller Einflussfaktor auf die Asymmetrie der CA konnte ausgeschlossen werden. Eine hohe CPP-Änderungsdynamik war essentiell für den Nachweis einer Asymmetrie. Die gezeigten Resultate bestätigen frühere Ergebnisse von Aaslid. Im Gegensatz dazu ist die Asymmetrie in der aktuellen Studie jedoch deutlich schwächer ausgeprägt. Dies mag an der Methodik liegen, bei der spontane Wellen anstelle kontrolliert erzeugter Druckänderungen untersucht wurden.

Schlussfolgerung: Die Ergebnisse können als weiterer Beleg für ein nichtlineares Verhalten der CA angesehen werden.