Muster neuropsychologischer Defizite bei HIV-positiven Patienten mit höherer Viruslast im Liquor als im Plasma

Einleitung: Die Bedeutung der Liquorviruslast (VL-Liquor) für cerebrale Defizite bei HIV-1-positiven Patienten ist unklar. Deswegen wurde in der vorliegenden Studie eine neuropsychologische Testbatterie, die rein motorische, motorische und cognitive, motorische, cognitive und visuelle sowie rein cognitive Defizite erfasst, bei 142 HIV-1-positiven Patienten ohne klinische Defizite angewendet.

Methodik: Die Patienten wurden fortlaufend rekrutiert. 111/142 HIV-Trägern hatten eine höhere VL im Plasma als im Liquor, 33 Patienten zeigten eine Umkehr dieser Situation. Die 142 Patienten wurden in sechs Gruppen unterteilt: Gruppe 1+2=CDC-Frühstadien (A1+2, B1+2)-Patienten±HAART, Gruppe 3+4=CDC-Spätstadien (A3, B3, C1–3)-Patienten±HAART, Gruppe 5+6=drogengebrauchende Patienten±HAART. Folgende Tests wurden angewendet:

Tab.1:

Rein motorische Tests	Motorische Testbatterie, Arendt G et al. 1990
Motorisch/cognitive Tests	Trail Making Test A+B (TMT) Digit Symbol Test
Motorisch/cognitiv/visuelle Tests	Grooved Pegboard Test
Rein cognitive Tests	AIDS Demenz Skala Syndrom Kurz Test (SKT) Digit Span Test Logical Memory Test I+II Mosaik Test

Ergebnisse: Patienten mit unterschiedlichen Viruslastverhältnissen zeigten unterschiedliche Testprofile:

Patienten mit VL-Liquor > VL-Plasma		Gruppen mit neuropsychologischen Defiziten
	Tests	Mild	Mäßig	Schwer
Rein motorische Tests	Kontraktion rechts	1	3,4,6	5
	Kontraktion links	1,2	4,5,6	3
Motorisch/Cognitive Tests	TMT A	-	4,5,6	3
	TMT B	-	4,5,6	3
	Digit Span Test	-	-	-
Motor./Cog./Visuelle Tests	Dominante Hand	-	-	3
		1,4,5	-	3
Rein cognitive Tests	AIDS-Demenz Skala	-	5	3
	Syndrom Kurz Tests	1	5	3
Patienten mit VL-Plasma > VL-Liquor		Gruppen mit neuropsychologischen Defiziten
	Tests	Mild	Mäßig	Schwer
Rein motorische Tests	Kontraktion rechts	1–6	-	-
	Kontraktion links	2,4	1,3,6	5
Motorisch/Cognitive Tests	TMT A	-	-	-
	TMT B	-	-	3
	Digit Span Test	-	-	-

Die übrigen Tests in allen Gruppen waren unauffällig.

Schlussfolgerung: HIV-1-positive Patienten ohne klinisch-neurologische Defizite, aber mit höherer Liquor- als Plasma-VL – in dieser Kohorte ein erstaunlich hoher Prozentsatz – zeigten ein deutlich pathologisches neuropsychologisches Testprofil im Gegensatz zu Patienten mit höherer VL im Plasma, die nur leichte bis mäßige motorische, aber keine cognitiven Defizite aufwiesen. Gründe für dieses unterschiedliche Testprofil müssen in ergänzenden Studien gesucht werden.