Der Klinikarzt 2007; 36(8): 430
DOI: 10.1055/s-2007-986573
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Autoantikörper gegen den endothelialen Protein-C-Rezeptor - Neuer Risikofaktor für die venöse Thromboembolie?

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Publication Date:
23 August 2007 (online)

 

Quelle: van Hylckama Vlieg A, Montes R, Rosendaal FR, Hermida J. Autoantibodies against endothelial protein C receptor and the risk of a first deep vein thrombosis. J Thromb Haemost 2007; 5 (7): 1449-1454

Thema: Protein C ist ein natürliches Antikoagulans: Gebunden an seinen löslichen endothelialen Rezeptor ("endothelial protein C receptor", EPCR) wird es durch den Thrombin-Thrombomodulin-Komplex aktiviert. Aktiviertes Protein C wiederum spaltet die aktivierten Faktoren V und VIII und inhibiert so eine weitere Thrombinbildung. Im zirkulierenden Blut finden sich kleine Mengen an aktiviertem Protein C und dem endothelialen Protein-C-Rezeptor. Kürzlich wurden auch Autoantikörper gegen den Rezeptor beschrieben, die möglicherweise auf ein Thromboembolierisiko hindeuten könnten.

Projekt: Ob das Auftreten von Autoantikörpern gegen den epithelialen Protein-C-Rezeptor tatsächlich mit dem Auftreten tiefer Venenthrombosen oder Lungenembolien assoziiert ist, wurde jetzt im Rahmen einer europäischen Studie untersucht. Bei 474 Patienten mit tiefer Venenthrombose (DVT) und einer gleich großen alters- und geschlechtsadjustierten Kontrollgruppe wurden hier die EPCR-Antikörpertiter (IgA, IgG und IgM) mittels eines Immunoassays bestimmt.

Ergebnis: Tatsächlich fanden sich bei 95 % aller Studienteilnehmer (DVT-Patienten und Kontrollen) Antikörper gegen den endothelialen Protein-C-Rezeptor, wobei die EPCR-Autoantikörpertiter der DVT-Patienten signifikant höher waren als die der Kontrollpersonen. Je höher die Titer (IgA und IgG) waren, desto höher war auch das DVT-Risiko - über der 90. Perzentile (wie sie in den Kontrollgruppen gemessen wurde) verdoppelte sich das Risiko der Betroffenen.

Fazit: Den Studienergebnissen zufolge scheinen die EPCR-Autoantikörpertiter tatsächlich auf ein DVT-Risiko hinzuweisen. Unbeantwortet bleibt jedoch zunächst, warum sie auch in den gesunden Probanden auftreten - und ob sie in der klinischen Praxis tatsächlich Bedeutung erlangen können. Aussagen über die Sensitivität eines solchen Tests zum Beispiel sind bislang nicht möglich.

Schlüsselwörter: tiefe Venenthrombose - Risiko - endothelialer Protein-C-Rezeptor - Autoantikörper

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