Schnaps ist nicht gleich Schnaps!

Schon seit Generationen wird die verdauungsfördernde Wirkung der Aquae vitae (Aquavit), Lebenselixiere oder Magenbitter, die fette Speisen emulgieren und die Durchblutung der Magenschleimhaut anregen, geschätzt. Manche sind gar weltberühmt geworden, als Chartreuse, Benedictine oder Klosterfrau Melissengeist. Zunächst wurde die Kunst, Weindestillate mithilfe von Kräutern in Arzneien zu verwandeln, in den Klöstern gepflegt, später verordneten Apotheker und Alchemisten ähnliche „Lebenswässer”. Dass es zu den Aufgaben einer bäuerlichen Hausfrau gehörte, besonders reich ausgefallene Obsternten sinnvoll zu verarbeiten und im Brennkessel daraus wohlschmeckende und zugleich heilsame Schnäpse für die Familienapotheke herzustellen, ist noch nicht allzu lange her.

Alkohol ist dabei die Grundsubstanz. Er konserviert die Kräuter und ist ein hervorragender Träger für die Aroma- und Wirkstoffe. Die Kräuter, die in der Regel im Kräuterschnaps verwendet werden, unterteilt man in:

bitter, z. B. Enzian, Wermut, Tausendgüldenkraut, Löwenzahn oder Engelwurz scharf, z. B. Ingwer oder Galgant aromatisch duftend, z. B. Schafgarbe, Kamille, Kümmel, Fenchel, Minze oder Melisse

Gewürze wie Zimt, Vanille oder Kardamom aromatisieren zusätzlich und verstärken die Wirkung der Kräuter. Durch die große Vielfalt an Kombinationsmöglichkeiten lässt sich eine unendliche Menge unterschiedlicher Geschmacks- und Heilrichtungen erzeugen.

Abb. 2 Kräuterschnäpse: wohlschmeckend und bekömmlich.

Zubereitung:

1 Liter 50 %-igen Weingeist oder Ansatzbranntwein, 100-150 g klein geschnittene Kräuter und 10 g frisch gemörserte Gewürze in einem durchsichtigen Glasgefäß vermischen und die angesetzte Lösung vier Wochen ziehen lassen. Regelmäßig schütteln und am Ende der Zeit abfiltern. Wenn Sie den Geschmack noch ein wenig abrunden wollen, lassen Sie den Kräuterschnaps nachreifen.