Diabetes aktuell 2007; 5(4): 182
DOI: 10.1055/s-2007-986471
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Diagnose und Verlaufskontrolle - Point-of-Care-Diagnostik mit cobas h 232

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Publikationsdatum:
27. August 2007 (online)

 

Das Herz jedes fünften Menschen arbeitet im Lauf seines Lebens zunehmend insuffizient, erklärte Dr. Fokko de Haan, 2. Vorsitzender des Bundesverbandes Niedergelassener Kardiologen (BNK) bei einem Pressegespräch von Roche Diagnostics. Zwischen 1,3 und 2,4 Millionen Menschen mit Herzinsuffizienz gibt es derzeit in Deutschland und jährlich kommen bis zu 300 000 neu hinzu.

Für die frühe Diagnose ist nach wie vor der Hausarzt zuständig, er muss die Weichen richtig stellen. Die klinischen Symptome sind einerseits typisch (Luftnot zuerst unter Belastung, später auch in Ruhe, Wasseransammlung in der Lunge bei Linksherz-, bzw. in den Beinen und im Bauchraum bei Rechtsherzinsuffizienz), liegen aber nicht immer vor und oft präsentiert der Patient sich nur mit unspezifischen Zeichen wie Abgeschlagenheit und Unwohlsein. Beim klinischen Verdacht hat das EKG meist eine geringe Aussagekraft, besser sind Röntgen und das Herzecho - dafür muss der Patient aber in der Regel überwiesen werden. Herzbinnenraumszintigrafie und MRT sind für die Diagnose hilfreich, aber teuer - wie überhaupt nicht richtig eingestellte Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz für das Gesundheitssystem sehr teuer werden können. Der Hausarzt braucht zur Sicherung seiner Verdachtsdiagnose also einfache und zuverlässige Unterstützung - hier bietet sich das Labor an.

Die kardiologischen Leitlinien empfehlen zur Ausschlussdiagnostik der Herzinsuffizienz die frühzeitige Messung der natriuretischen Peptide. Das BNP (brain natriuretic peptide) taugt dafür nicht, es ist bei jedem Menschen vorhanden und kaum nachweisbar, weil es eine sehr kurze Halbwertzeit von nur 30 Minuten hat. Im Gegensatz zum Troponin, das nur im pathologischen Fall erhöht ist, hat das aktive Hormon BNP auch physiologische Effekte im Körper (Niere, Herz, neurohumoral und Hämodynamik). Das hormonell inaktive N-terminale proBNP hat eine wesentlich längere Halbwertzeit (um 2 Stunden), es wird vor allem auch nicht metabolisiert, sondern unverändert ausgeschieden (Kasten 1). Auf Basis der vorhandenen Evidenz kann das NT-proBNP zur Ausschlussdiagnose nach den Leitlinien der kardiologischen Gesellschaften eingesetzt werden. Seit 1. Juli 2007 können die natriuretischen Peptide BNP und NT-pro BNT als Kassenleistung angefordert werden. Sie werden in das Kapitel 32 des EBM aufgenommen.

Neben der Ausschlussdiagnose bei der Herzinsuffizienz (negativ prädiktiver Wert > 97 %) eignet sich der NT-proBNP-Test für die Diagnose aller Schweregrade der Herzinsuffizienz, für die Differentialdiagnose zwischen kardialer und pulmonaler Ursache bei Patienten mit akuter Atemnot (NT-proBNP und D-Dimer-Test), zur Prognosestellung und Einstufung des Risikos bei allen kardiovaskulären Krankheiten - vom akuten Koronarsyndrom bis zur chronischen Herzinsuffizienz, unabhängig von der Ursache der hämodynamischen Störung - und zur objektiven Einstufung des Schweregrads. Besonders wichtig, so de Haan, sei der Test aber für die Ausschlussdiagnostik und die Verlaufskontrolle.

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