Psychiatrie und Psychotherapie up2date 2008; 2(04): 225-240
DOI: 10.1055/s-2007-986409
Abhängigkeitserkrankungen

Diagnostik und Behandlung psychischer Störungen durch Cannabiskonsum

Rainer Thomasius
,
Martin Stolle
Preview
Kernaussagen
  • Die große Mehrheit der Cannabiskonsumenten betreibt sporadischen oder eher gelegentlichen Konsum, dem in der Regel keine klinische Relevanz zukommt. Junge Cannabiskonsumenten mit problematischen und teilweise exzessiven Konsummustern werden aber seit einiger Zeit in deutlich zunehmendem Ausmaß angetroffen.

  • Dabei verlagert sich das Einstiegsalter beim Cannabiskonsum hin zu den jüngeren Altersgruppen. Damit sind besondere Gesundheitsrisiken, wie eine schnellere Abhängigkeitsentwicklung und eine frühere Manifestation psychotischer Störungen, verbunden.

  • Haben sich cannabisbezogene Störungen (Missbrauch, Abhängigkeit) entwickelt, ist die Rate komorbider psychischer Störungen mit etwa 70 % sehr hoch.

  • Zur sicheren Diagnosestellung wird eine multiaxiale Diagnostik inklusive ausführlicher Suchtanamnese mit standardisierten Elementen, Labortest und eine körperliche Untersuchung empfohlen.

  • In der Therapie wird zwischen Akutbehandlung (Entgiftung und Motivationsbehandlung) und Postakutbehandlung (weitere Festigung der Abstinenz, Behandlung möglicher komorbider psychischer Störungen) unterschieden.

  • In den USA liegen manualisierte (Gruppen-)Therapieprogramme zur Behandlung cannabisbezogener Störungen vor. In Deutschland besteht diesbezüglich noch Nachholbedarf.

  • Die Forschung zu Prävention und Frühintervention von cannabisbezogenen Störungen in Deutschland muss intensiviert werden.



Publication History

Publication Date:
06 May 2008 (online)

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York