Diabetes aktuell 2007; 5(4): 176
DOI: 10.1055/s-2007-985953
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Lunge und Diabetes - Rauchen verstärkt die "diabetische Pneumopathie"

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Publikationsdatum:
27. August 2007 (online)

 

Kardiovaskuläre Veränderungen beim Diabetiker und beim Raucher ähneln sich stark und verstärken sich offenbar gegenseitig, wie auf einem Symposion im Rahmen der diesjährigen Tagung der DDG zu erfahren war. Auf der einen Seite sinkt oft mit steigendem Blutzucker die Lungenfunktion, berichtete Prof. Hans-Willi Breuer, Görlitz. Ein Anstieg des HbA1C von einem Prozent ist verbunden mit einem vierprozentigen Abfall der forcierten Vitalkapazität (FVC), bezogen auf den prozentualen Sollwert [1]. Pathomechanistisch lassen sich beim Diabetiker vor allen in fortgeschrittenen Stadien Veränderungen in der Diffusionskapazität der Alveolen (der Gastransportrate von der Alveole in die Kapillare) feststellen, erklärte Breuer. "Die Mikrozirkulationsstörungen deuten auf eine Art diabetische Mikroangiopathie der Pulmonalgefäße hin." Die ursächlichen Zusammenhänge der "diabetischen Pneumopathie" sind noch unklar.

Auf der anderen Seite ist hinreichend bekannt, dass Rauchen zu einem beschleunigten Elastizitätsverlust der Lunge führt. Raucht ein Diabetiker, vereint er also zwei Risikofaktoren für eine abnehmende Lungenfunktion in sich. Oxidativer Stress durch Rauchen zerstört nicht nur direkt Lungengewebe, sondern womöglich auch indirekt, weil Aktivrauchen nachgewiesenermaßen die Insulinresistenz fördert, erklärte Dr. med. Tobias Raupach, Göttingen. In prospektiven Studien hatten Raucher ein doppelt so hohes Diabetesrisiko wie Nichtraucher. Die Folgen: Bei Diabetikern verstärkt das Rauchen die Entstehung mikrovaskulärer Komplikationen (wie Retinopathie und Nephropathie), aber auch potenziell tödlicher makrovaskulärer Folgeschäden. Denn Raucher haben generell gegenüber Nichtrauchern ein um über 70 % erhöhtes Risiko für eine KHK. Diese starke Risikoerhöhung trifft bei Diabetikern auf die Patientengruppe, deren Mortalität ohnehin zu 75 bis 80 % durch kardiovaskuläre Komplikationen bedingt ist.

Aus all dem folgt, dass der Tabakentwöhnung beim Diabetiker eine besondere Bedeutung zukommt. Der optimale Therapieansatz gegen die Suchtkrankheit besteht in der Kombination von unterstützender Beratung und Medikation, die die Erfolgsraten des bloßen Entschlusses versechsfachen kann, erklärte der niedergelassene Pneumologe Dr. med. Thomas Hering, Berlin. Das bekannte Medikationsspektrum umfasst neben Bupropion die verschiedenen Nikotinpräparate (Pflaster, Kautabletten, Inhalator, Spray). Seit 2007 wird es um einen partiellen Agonisten am alpha-4-beta-2-Nikotin-Azetylcholin-Rezeptor bereichert, das Vareniclin[1]. Vareniclin erzielt bei zweimal täglicher oraler Gabe nach neun bis 12 Wochen mit 44 % eine höhere Abstinenzrate als Bupropion (30 %) bzw. Plazebo (18 %).

Ralf Schlenger

Quelle: "Diabetes und Rauchen", Satellitensymposion der Pfizer Pharma GmbH im Rahmen der 42. Jahrestagung der Deutschen Diabetes Gesellschaft, Hamburg, 17. Mai 2007

Literatur

  • 01 Davis WA . Diabetes Care. 2004;  27 752-757

01 Champix®, Pfizer Pharma GmbH, Karlsruhe

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