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DOI: 10.1055/s-2007-985721
Einsatz des Passy-Muir-Sprechventil (PMV) bei langzeitbeatmeten, tracheotomierten Intensivpatienten – Sprachqualität, Kommunikationsfähigkeit, Weaning und Patientenkomfort
Einführung: Kritisch kranke Patienten werden häufig tracheotomiert und müssen in der Folge vom Respirator entwöhnt werden (1,2). Der künstliche Atemweg via Trachealkanüle lässt primär keine Stimmbildung zu. Die Kommunikationseinschränkung führt bei wachen Intensivpatienten oftmals zu Angst, Agitation und Deprivation (3). Das PMV wird seit über 15 Jahren bei respiratorabhängigen Patienten eingesetzt (4–6). In dieser Anwendungsbeobachtung sollte der Einsatz des PMV bei Intensivpatienten in Bezug auf Praktikabilität, Sprachqualität, Kommunikationsfähigkeit und Patientenkomfort evaluiert werden.
Methoden: Tracheotomierte Patienten werden prospektiv in die Anwendungsbeobachtung eingeschlossen. Neben der Dokumentation von Demographik, Aufnahmediagnosen, Beatmungs- und Weaningtagen wird der Einsatz des PMV evaluiert, v.a. die Stimmbildung (Lautstärke, Aussprache), Toleranz des PMV, sowie Atemmechanik, hämodynamische Parameter, Blutgaswerte und Benutzung des PMV.
Ergebnisse: Insgesamt konnten 21 Patienten eingeschlossen werden, davon waren 19 perkutan-dilatativ und 2 plastisch tracheotomiert. Bei 5 Patienten kam das PMV unter Beatmung zur Anwendung, bei 16 Patienten spontanatmend im Rahmen des Weanings. Die initiale Zeit mit PMV betrug bei beatmeten Patienten 8±7min, bei spontanatmenden Patienten 182±190min. Bei 2 Patienten war keine Stimmentwicklung möglich. 2 Patienten hatten unter PMV starken Hustenreiz, 3 Patienten brauchten mehrere Versuche zur Toleranz des PMV. Die Lautstärke der Stimme war bei 14 Patienten normal, 7 Patienten konnten nur flüstern. 14 Patienten zeigten eine normale, 5 eine verwaschene und 2 Patienten eine unverständliche Aussprache. Die Atemarbeit war unter zusätzlichem Gebrauch der Atemhilfsmuskulatur erschwert. Ein Patient gab Angst und 2 Patienten leichte Agitation unter PMV an, die Toleranz betrug 9 [5–10]. 7 Patienten benutzen das PMV kontinuierlich am Tage, 11 Patienten intermittierend, 3 lehnten den weiteren Einsatz des PMV.
Schlussfolgerungen: Das PMV stellt eine Alternative zur Kommunikation durch Sprache bei tracheotomierten Patienten auf Intensivstation dar. In 85% ließ sich das Ventil problemlos, ohne respiratorische oder hämodynamische Veränderungen, etablieren. 38% der Intensivpatienten setzten das PMSV kontinuierlich bis zum vollständigen Weaning vom Respirator ein.
Literatur: (1) van der Lely AJ et al. Respir Care 2006. (2) Heffner JE et al. Chest 2001. (3) Bergbom-Engberg I et al. CCM 1989. (4) Bach JR et al. Chest 1990. (5) Passy V et al. Laryngoscope 1993. (6) Manzano J et al. CCM 1993.