Geburtshilfe Frauenheilkd 2007; 67 - P9
DOI: 10.1055/s-2007-984677

Milzarterienaneurysma: Ruptur in der Schwangerschaft

I Seintsch 1, S Landers 2, M Silomon 2, J Dünnebacke 1
  • 1Kath. Klinikum Koblenz, Abtlg. Gynäkologie und Geburtshilfe
  • 2Kath. Klinikum Koblenz, Abtlg. Anästhesie

Einleitung: Die Ruptur eines Milzarterienaneurysmas während der Schwangerschaft ist ein sehr seltenes Ereignis mit hoher kindlicher und mütterlicher Mortalität1, 2. Zwei Drittel aller Rupturen ereignen sich nach Sam CE et al. (2000) im letzten Schwangerschaftstrimenon3.

Kasuistik: Ruptur eines Milzarterienaneurysma in der Schwangerschaft mit gutem Outcome für Mutter und Kind.

Klinik und Therapie: Eine 30-jährige Zweitgebärende stellte sich notfallmäßig in der 40. SSW wegen akuter linksseitiger Oberbauchschmerzen in unserer Klinik vor. Die kreislaufstabile Patientin zeigte ein unauffälliges CTG, unauffällige Laborbefunde sowie eine rückläufige Symptomatik. Nach 3 Stunden wurde die Frau kollaptisch und hypoton, worauf bei fehlender vaginaler Blutung eine Plazentalösung vermutet und die Patientin notfallmäßig sectioniert wurde. Ein weiblicher Säugling wurde ohne Zeichen einer Plazentalösung mit einem Apgar von 1/6/7 und pH art. von 6,75 entwickelt und von den anwesenden Kinderärzten versorgt. Bei der Exploration des Abdomens zeigte sich ein Hämoperitoneum, der unmittelbar hinzugezogene Chirurg diagnostizierte ein rupturiertes Aneurysma der Milzarterie. Nach erfolgreicher Unterbindung und anschließender Splenektomie konnte die Operation beendet werden und die Patientin verließ 18 Tage später das Krankenhaus. Am Folgetag wurde sie bei akuter Lungenembolie wiederaufgenommen und erfolgreich internistisch weiterbehandelt. Das im benachbarten Perinatalzentrum behandelte Neugeborene ist von Beginn an neurologisch unauffällig und wurde zeitgleich mit der Mutter entlassen.

Schlussfolgerung: Dieser Fallbericht beschreibt das seltene Ereignis einer Milzarterienaneurysmaruptur, welche als differentialdiagnostischer Aspekt bei Hämoperitoneum in der Schwangerschaft betrachtet werden muss. Der erhöhte Blutfluss und die Veränderungen in den Gefäßwänden während der Schwangerschaft können dieses Ereignis begünstigen. Sofortiges chirurgisches Eingreifen ist nötig, um das Leben von Mutter und Fetus zu retten.

Literatur:

1 Weber G, Walgenbach S, Bauer H, Kruczinsky D, Merz E, Knapstein PG (1994) Rupture of a splenic artery aneurysm intra partum. Geburtshilfe Frauenheilkd. Oct;54(10):585–6.

2 Loke SS, Bullard MJ, Liaw SJ, Liao HC (1995) Splenic artery aneurysm rupture in pregnancy- a review and case report. Changgeng Yi Xue Za Zhi. Jun;18(2):166–9.

3 Sam CE, Rabi M, Joura EA (2000) Aneurysm of the splenic artery: rupture in pregnancy. Wien Klin Wochenschr. Oct 27;112(20):896–8.