Geburtshilfe Frauenheilkd 2007; 67 - F1
DOI: 10.1055/s-2007-984652

Ergebnisse der operativen Therapie bei Erstdiagnose eines Ovarialkarzinoms in einem gynäkologisch-onkologischen Zentrum, HSK Wiesbaden

P Harter 1, K Gnauert 1, C Buhrmann 1, TG Lehmann 2, D Pohland 3, R Hils 1, S Kommoss 1, A Traut 1, D Lorenz 2, A du Bois 1
  • 1Klinik für Gynäkologie & Gynäkologische Onkologie
  • 2Klinik für Allgemein- und Visceralchirurgie
  • 3Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin an der HSK Wiesbaden, Dr. Horst Schmidt Klinik, Wiesbaden

Einleitung: Die operative Therapie beim primären Ovarialkarzinom ist ein wichtiger Teil der Behandlung. Ein vollständiges intraoperatives Staging bei frühem Ovarialkarzinom und die komplette Zytoreduktion sind neben dem Stadium der Erkrankung nicht nur die wichtigsten, sondern auch die einzigen veränderbaren Prognosefaktoren. Daher sind qualitätsverbessernde Maßnahmen zur Optimierung der operativen Ergebnisse essentiell. Wir berichten unsere Erfahrungen mit dem Aufbau eines Qualitätsmanagements (QM) in einem gynäko-onkologischen Zentrum. Teile des QM waren (1) Bildung fester OP-Teams mit jeweils 3 Operateuren die alle OP pro Beobachtungsintervall seit 2001 durchführten, (2) Standardisierung der OP (inkl. Vorbereitung), (3) standardisierte interdisziplinäre Kooperation prä-, intra- und post-operativ, (4) fixe OP und Intensivkapazitäten (seit 2002 jeweils Mo-Mi-Fr), (5) intraoperative Zweitmeinung bei vom operierenden Team als „inoperabel“ eingeschätzen Situs, (6) regelmäßige Ergebniskontrollen (Outcome und Komplikationen – prospektives Register).

Methodik: Explorative Analyse anhand des klinikeigenen Tumorregisters von 1997–2006 aller Patientinnen mit operativer Therapie im Rahmen der Erstdiagnose eines invasiven epithelialen Ovarialkarzinoms in unserer Klinik. Ausgeschlossen wurden Pat. mit Borderline oder nicht epithelialen Ovarialtumoren sowie Pat. die nicht i.S. der definitiven Primär-OP in den HSK operiert wurden.

Ergebnisse: 1997 wurden 16 Pat. mit Ovarialmalignom operiert, diese Anzahl wurde bis auf 118 im Jahre 2006 gesteigert; insgesamt wurden 637 Ovarialkarzinom-Operationen über den Beobachtungszeitraum durchgeführt. Für diese Analyse wurden 367 Pat. identifiziert, bei denen eine Primär-OP eines invasiv epithelialen Ovarialkarzinoms in unserer Klinik durchgeführt wurde. Folgende Stadienverteilung lag vor: FIGO I: 21%; FIGO II: 10%; FIGO III: 51%; FIGO IV: 21%. Die 5-Jahresüberlebensrate bei frühem Ovarialkarzinom FIGO I-IIA lag bei 92% (n=85). Beim fortgeschrittenen Ovarialkarzinom FIGO IIB-IV nahm die Anzahl der OP-Prozeduren jenseits von extraperitonealer HE+Adn.und Omentektomie über die Jahre zu, in gleichem Maß nahm die Rate der Pat. mit postoperativem Tumorrest ab. Eine interdisziplinäre OP war bei 45% der Pat. notwendig.

Pat. (100%)

Darm
Resektion

Pankreas-/
Leber-OP

Splenektomie

Zwerchfell-
OP (> Biopsie)

Kein
Tumorrest

Tumorrest
1–10mm

1997–2000

51

33%

4%

2%

37%

35%

2001–03

86

39%

7%

12%

22%

51%

36%

2004–06

145

63%

10%

19%

44%

67%

26%

Alle

282

51%

7%

14%

30%

57%

31%

Der Anteil der Pat. mit Lymphonodektomie (LNE) nahm zunächst zu, seit 2006 wurde diese aber bei Pat. mit intraabd. Tumorrest 1–10mm nur bei klinisch auffälligen Lymphknoten >1cm durchgeführt.

Pat. mit Tumorrest=0

Pat. mit Tumnorrest 1–10mm

Pat (100%)

Pelvine LNE (%)

Para-aortale LNE (%)

Pat (100%)

Pelvine LNE (%)

Para-aortale
LNE (%)

1997–2000

19

53%

47%

18

39%

33%

2001–03

44

77%

77%

31

65%

65%

2004–06

97

93%

93%

38

53%

66%

Alle

160

84%

83%

87

54%

59%

Bei fortgeschrittenem Ovarialkarzinom konnte die Rate der kompletten Tumorresektionen von 37% in den Jahren 1997–2000 auf 51% zwischen 2001–2003 (n=86) und schließlich auf 67% in den Jahren 2004–2006 (n=145) gesteigert werden; der Anteil sog. „optimaler Resektion“ betrug in den Zeiträumen 72%, 87% und 93%. Pat. mit fortgeschrittenem Ovarialkarzinom, die tumorfrei operiert wurden, hatten mit einer 5-Jahresüberlebensrate von 62% eine bessere Prognose als Pat. mit postoperativem Resttumor (5-JÜR=11,4%; p<0,0001); Pat. mit einem postoperativen Tumorrest von 1–10mm hatten ein medianes Überleben von 28,5 Monaten, bei einem Tumorrest >10mm lag dies bei 16,4 Monaten; das mediane Überleben bei Komplettresektion ist länger als 60 Monate (median noch nicht erreicht). Durch Verbesserung der OP Ergebnisse (bei gleich bleibendem Chemostandard) konnte das mediane Überleben aller Pat. in den Jahren 2001–2003 im Vergleich zu 1997–2000 um fast 1 Jahr gesteigert werden (41 vs. 30 Mon.), für Pat. der Jahre 2004–2006 ist die mediane Überlebensrate noch nicht erreicht, ein follow-up wird jährlich durchgeführt.

Zusammenfassung: Beim Ovarialkarzinom ist durch eine Optimierung der operativen Techniken und der Zentrumsstruktur eine Verbesserung der OP Ergebnisse möglich. Zentren die weiterhin Ovarialkarzinome operieren wollen, sollten ihre Daten regelmäßig und transparent überprüfen und ggf. geeignete QM-Initiativen starten um das (realistische) Ziel zu erreichen, bei der Mehrzahl der Pat. mit fortgeschrittenem Ovarialkarzinom den Tumor komplett zu resezieren.