Geburtshilfe Frauenheilkd 2007; 68 - FV1_2
DOI: 10.1055/s-2007-983639

Kölner Interventionsstudie zur Frühgeburtenprävention bei anamnestisch hohem Risiko für Früh- und Fehlgeburten

Y Garnier 1, M Gantert 1, J Schneider 1, M Valter 1, P Mallmann 1
  • 1Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe – Klinikum der Universität zu Köln, Köln

Hintergrund: Seit Jahrzehnten unverändert sind spontane vorzeitige Wehentätigkeit und Frühgeburtlichkeit von zentraler Bedeutung für perinatale Morbidität und Mortalität in den westlichen Industrienationen. In den letzten Jahren hat sich herausgestellt, dass genitale und intrauterine Infektionen zu den bedeutsamen Risikofaktoren für die Entwicklung von vorzeitiger Wehentätigkeit und Frühgeburt zählen. Ebenso bedeutsam für die Folgeschwangerschaft ist eine anamnestisch bestehende Frühgeburt bzw. Spätabort.

Methodik: In der vorliegenden Untersuchung wurde Schwangeren mit einem anamnestisch hohen Frühgeburtsrisiko eine Schwangerschafts-Frühintervention angeboten. Nach Vaginalsonographie, mikrobieller Diagnostik und evtl. erforderlicher Lokalbehandlung der Vagina wurde ein früher totaler Muttermundsverschluss (FTMV) nach Saling in der 14.-18. SSW durchgeführt. Primärer outcome Parameter war die Frühgeburt unterhalb der 34. SSW. Vorgestellt wird die retrospektive, monozentrische Analyse von 57 Patientinnen.

Ergebnisse: Anamnestische Risikofaktoren: 1 Spätabort (4/57; 7,0%); 2–3 Spätaborte (22/57; 38,6%); >3 Spätaborte (12/57;21,1%); 1 extreme Frühgeburt (FG) (13/57;22,8%); 2 extreme FG (7/57; 12,3%); Kombinationen (12/57; 21,1%). Eine pathogene Keimdiagnostik war in 23 (40,4%) Fällen nachweisbar. Der FTMV erfolgte im Mittel in der 15+2 SSW. In 5 von 57 (8,8%) Fällen ereignete sich erneut ein Spätabort. In 52 (91,2%) Fällen kam es zu einer Lebendgeburt ab der 24+0. SSW. Hiervon wurden 9 Frauen (15,8%) in der 24+0 bis 33+6 SSW entbunden und 43 Frauen (75,4%) oberhalb der 33+6 SSW.

Schlussfolgerung: In einem Hochrisikokollektiv mit belasteter Anamanse für Frühgeburtlichkeit und Fehlgeburt konnten 75% der Frauen terminnah entbunden werden. Der FTMV nach Saling eignet sich in selektionierten Risikokollektiven zur Prävention der infektions-assoziierten Frühgeburtlichkeit.