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DOI: 10.1055/s-2007-983602
Vakuumentbindung mit Episiotomie versus Dammriss
1. Fragestellung:
Die Episiotomie ist eine der am häufigsten durchgeführten Maßnahmen in der Geburtshilfe. Nach aktuellen Untersuchungen verbessert die Episiotomie jedoch weder das neonatale Outcome noch das Trauma des Perineums. Als Indikation für eine mediane oder mediolaterale Episiotomie wird die vaginal-operative Entbindung aufgeführt. Ziel dieser Untersuchung ist es, nach Vakuumextraktionen die kindlichen wie auch mütterlichen Ergebnisse bei Episiotomien versus Dammrissen zu vergleichen.
2. Methodik:
In einer Fall-Kontrollstudie wurden 27 Erstgebärende mit Vakuumextraktion und Episiotomie mit 30 Frauen, die nach vaginal-operativer Entbindung einen Dammriss erlitten, verglichen. Dabei wurden mögliche Einflussfaktoren wie Geburtsdauer, Dauer der Austreibungsperiode, Geburtsgewicht des Kindes mit Kopfumfang sowie Höhe des Kindskopfes zum Zeitpunkt der Vakuumextraktion berücksichtigt. Die Mütter wurden sowohl nach Stuhl- als auch nach Harninkontinenz befragt. Zusätzlich wurden die Beckenbodenmuskulatur palpatorisch beurteilt, mögliche Senkungserkrankungen untersucht und eine Endoanalsonographie zur Beurteilung der Sphinctermuskulatur durchgeführt.
3. Ergebnisse:
Das durchschnittliche Alter der Erstgebärenden bei Entbindung betrug 34,15 Jahre (21,1 bis 40,5 Jahre). Die Geburt lag durchschnittlich 12,8 Monate zurück. Eine Windinkontinenz wurde bei 61,5% der Frauen nach Episiotomie und nur bei 38,5% der Frauen nach Dammrissen Grad II beschrieben. Eine Stuhlinkontinenz wurde einheitlich verneint. Bezüglich der Harninkontinenz zeigten sich ebenfalls keine signifikanten Unterschiede (30% nach Episiotomie versus 43% nach Dammrissen). Nach Ausschluss eines Dammrisses Grad III zeigten sich endoanalsonographisch Sphincterdefekte bei 42,3% nach Episiotomie und bei 29,6% nach Dammrissen Grad I-II. Das fetale Outcome konnte durch eine Episiotomie nicht verbessert werden (pH Nabelschnurarterie bei Episiotomie versus Dammriss: 7,27 versus 7,28).
4. Schlussfolgerung:
Inkontinenzbeschwerden treten häufig nach vaginal-operativen Entbindungen auf. Die Indikationsstellung einer Episiotomie bei vaginal-operativen Entbindungen muss jedoch hinterfragt werden, da sie sowohl im maternalen als auch im fetalen Outcome keine Verbesserung mit sich bringt.