Geburtshilfe Frauenheilkd 2007; 67 - V5_9
DOI: 10.1055/s-2007-983474

Fetofetales Transfusionssyndrom bei maternaler HIV-Infektion – Betreuung einer Hochrisiko-Schwangerschaft

M Sovric 1, R Kästner 1, B Kost 1, A Gingelmaier 1, F Kainer 1, K Friese 1
  • 1Klinikum der Universität München, Perinatalzentrum Innenstadt – I. Universitätsfrauenklinik der LMU München, München

1. Fragestellung:

Möglichkeiten und Risiken einer invasiven therapeutischen Intervention (Laserkoagulation) bei ausgeprägtem FFTX-Syndrom und HIV-Infektion in der Schwangerschaft

Erstvorstellung einer 27-jährige III-Gravida I-Para mit Geminigravidität (mo-di) in der 12+2 SSW, Erstdiagnose der HIV-Infektion extern in 9. SSW gestellt. Keine mütterliche Therapieindikation (Viruslast 2600 Kopien/ml, CD4 510Zellen/µl), I. Screening o.p.B., unauffälliger SS-Verlauf bis zur 16. SSW. In der 19+2 Schwangerschaftswoche Diagnose eines ausgeprägten fetofetalen Transfusionssyndroms mit hochpathologischen Dopplerflüssen von Donor (195g) und Akzeptor (326g). Außerdem lag ein massives Polyhydramnion vor, das klinisch eine deutliche Dyspnoe sowie Rückenschmerzen bei der Schwangeren verursachte. Bei ansonsten infauster Prognose wurde nach ausführlicher Beratung (Risiken: kindliche Letalität, vertikale HIV-Transmission) im Konsens mit den Eltern die Entscheidung zur Durchführung einer Laserkoagulation getroffen. Zur Reduktion des vertikalen Transmissionsrisikos sofortiger Beginn einer antiretroviralen Therapie mit Kaletra und Truvada. Die Laserkoagulation und FW-Drainage (3,5l) erfolgte in der 19+6 SSW (mütterl. VL 560 cp/ml, HIV-PCR im Fruchtwasser negativ). Nach komplikationslosem Eingriff und weiterem Verlauf, Lungenreifeinduktion in der 25+0 SSW. Die Entbindung erfolgte in der 28+6 SSW per Sectio bei Wachstumsstillstand Fet 2 (ehem. Donor), pathologischem Doppler und suspektem CTG. Geburt zweier männlicher Kinder (1215g und 570g) am 20.11.2006. Bisher kein Anhalt für eine kindliche HIV-Infektion.

4. Schlussfolgerung:

Die Betreuung HIV-positiver Schwangerer erfolgt in der Regel nach standardisierten Richtlinien, die zunehmend komplexeren Fälle erfordern jedoch eine individuelle und interdisziplinäre Behandlung