Aktuelle Ernährungsmedizin 2007; 32 - P4_9
DOI: 10.1055/s-2007-983429

Ergebnisse einer Untersuchung über den Folsäure- und Vitamin B12-Status in einer gesunden Bevölkerung in Tirol und Salzburg

O Stanger 1, C Pirich 2, U Köller 3, W Erwa 4, H Nilsson-Ehle 5
  • 1Univ.-Klinik für Herzchirurgie, ÖGK-Institut für Aminosäure- und Vitaminstoffwechsel, Salzburg, Österreich
  • 2Univ.-Klinik für Nuklearmedizin, LKH/PMU, Salzburg, Österreich
  • 3Inst. für med. und chem. Labordiagnostik, KH Hietzing, Wien, Österreich
  • 4 Med. Zentrallabor, Universität Graz, Österreich
  • 5Abt. für Hämatologie, Universität Göteborg, Schweden

Einleitung: Zu den möglichen Mangelzuständen in der österreichischen Bevölkerung gehört die Unterversorgung mit Folsäure und Vitamin B12. Neben der diagnostischen Herausforderung hat der Mangel sowohl klinische als auch prophylaktische Bedeutung.

Methoden: Es wurden in Salzburg und Tirol insgesamt 542 gesunde Personen (18–102 Jahre) untersucht. Bei allen Teilnehmern wurden Interviews durchgeführt. Neben Blutbildanalysen (Hypersegmentation von polymorphnukleären Granulozyten) wurden im Plasma bzw. Serum Homocystein (Hcy), Folsäure (FS), Vitamin B6 und B12, Holo-Transcobalamin II (HoloTC II), Methylmalonsäure (MMA), Marker des Eisenstoffwechsels, Cystatin C, u.a. bestimmt.

Resultate: Folatkonzentrationen von ≤3 und ≥6ng/mL, waren mit einer Hypersegmentierung (>3.6 Segmente) von ˜50% und <10%, resp., assoziert. Eine enge Korrelation bestand zwischen dem täglichen Konsum an Obst/Gemüse und der gemessenen FS, jedoch erreichten nur 3.1% der Befragten die empfohlenen 5 Portionen/Tag. 8% der Frauen im gebärfähigen Alter (<45 Jahren) hatten einen Folatmangel ≤3ng/mL, weitere 43% waren suboptimal mit FS versorgt. Ein isolierter Vitamin B12-Mangel (nach Korrektur) wurde bei 52 Personen gefunden und betraf vorwiegend Personen >65 Jahre (84%). Bei 8.8% der Untersuchten wurde eine Folsäure und/oder Vitamin-B12-Mangelanämie (inkl. borderline) festgestellt, bei einem Drittel davon (39%) war zudem ein Eisenmangel beteiligt oder ursächlich.

Konklusionen: Der Mangel an Folsäure und Vitamin B12 in der gesunden Bevölkerung wird unterschätzt. Von einem isolierten oder kombinierten B12-Mangel sind vorwiegend Ältere (>65 Jahre) betroffen. Ein Folsäuremangel ist bei jüngeren Menschen häufig und ein großer Teil der Frauen im gebärfähigen Alter ist nicht optimal versorgt. Neuer Parameter (MMA, HoloTC II, Hcy) verbessern die Diagnostik und sollten zukünftig berücksichtigt werden.