Hintergrund: Bei einer Erstinfektion mit Toxoplasma gondii während der Schwangerschaft ist eine
materno-fetale Übertragung möglich. Kommt es nicht zum Fruchttod, können z.T. schwere
Schäden auftreten. Manche Schäden entstehen präpartal, andere erst nach mehreren Jahren.
Klinische Symptome sind zumeist ein Hydrocephalus, eine Chorioretinitis und intracerebrale
Verkalkungen. Weiter Symptome sind u.a. Dystrophie, Ikterus und Krampfanfälle. Der
serologische Nachweis bei Mutter und Kind erfolgt durch Bestimmung der spezifischen
IgG- und IgM-Titer sowie der Avidität. Der Direktnachweis wird mit der PCR aus Liquor
und Blut durchgeführt. Die Therapie erfolgt bei Mutter und Kind mit Pyrimethamin,
Sulfadiazin und Folsäure, alternativ bei der Mutter mit Spiramycin. Bei neurologischen
Symptomen sollte beim Kind zusätzlich Prednisolon appliziert werden.
Fallbericht: MR-tomographisch fiel in der 26. SSW ein ausgeprägter Hydrocephalus auf. Serologisch
Nachweis einer akuten oder frisch abgelaufenen Toxoplasmose. Die Mutter wurde mit
Pyrimethamin, Sulfadiazin und Folsäure behandelt. Die Entbindung erfolgte in der 30.
SSW per Sektio bei pathologischem CTG. Das Kind war dystroph und hatte ein grau-schmutziges
Kolorit. Sonographische Bestätigung des vorbeschriebenen ausgeprägten Hydrocephalus
internus. Nachweis intracerebraler Verkalkungen und einer akuten Chorioretinitis sowie
Hinweise auf eine akute Ventrikulitis. Serologisch negativer IgM- und positiver IgG-Titer,
Avidität niedrig als Zeichen einer frisch abgelaufenen Infektion (<4 Monaten), PCR
aus Liquor und Blut negativ. Therapie mit Pyrimethamin, Sulfadiazin, Folsäure und
Prednisolon sowie mit Ampicillin und Tobramycin bei erhöhten Infektparametern. Am
dritten Lebenstag medikamentöse und mechanische Reanimation bei kardialer Insuffizienz.
Im Verlauf traten eine ICH, eine passagere Cholestase sowie rezidivierende Krampfanfälle
auf, welche mit Primidon behandelt wurden. Mit zwei Monaten Durchführung einer Ventrikulozisternotomie
mit VP-Shunt-Anlage. Die Chorioretinitis mit Glaskörpertrübungen besserte. Diskussion: In dem hier beschriebenen Fall wurde in der 26. SSW eine Toxoplasmose diagnostiziert
und umgehend lege artis behandelt. Der pränatal festgestellte Hydrocephalus internus
ist ein Zeichen für eine in der Frühschwangerschaft abgelaufene Toxoplasmose. Klinisch
fanden sich jedoch postpartal Zeichen einer akuten Toxoplasmose (u.a. Chorioretinitis,
Myokardinsuffizienz), obwohl Serologie und Direktnachweise negativ waren. Ob es sich
um ein Therapieversagen oder eine Reaktivierung handelt, ist unklar. Schlussfolgerung: Auch eine in der Schwangerschaft lege artis durchgeführte Behandlung der Mutter nach
Diagnosestellung einer Toxoplasmose verhindert nicht, dass postpartal klinisch eine
aktive Toxoplasmose auftritt. Es sollte daher bei einem entsprechenden Verdacht auf
oder Nachweis einer konnatalen Toxoplasmose mit Komplikationen nach der Geburt gerechnet
werden.