Z Geburtshilfe Neonatol 2007; 211 - P148
DOI: 10.1055/s-2007-983219

Persistierende Interleukin-6-Erhöhung beim Neugeborenen ohne Infektionsnachweis – Cannabiskonsum?

C Döring 1, H Schmidt 1, A Trotter 1
  • 1Neonatologie, Hegau-Bodensee-Klinikum Singen, Klinik für Kinder und Jugendliche, Singen

Hintergrund: Erhöhte Interleukin-6 (IL-6)-Werte im Serum von Neugeborenen bei im Verlauf nicht nachweisbarer bakterieller Infektion werden vereinzelt beobachtet. Fragestellung: Könnte Cannabiskonsum während der Schwangerschaft eine mögliche Ursache für eine unspezifische IL-6-Erhöhung darstellen? Material und Methode: Retrospektiv wurden alle Neugeborenen aus dem Jahr 2006 untersucht, bei denen sich eine peristierende (>48h) IL-6-Erhöhung >100pg/ml ohne CrP-Anstieg (>1mg/dl) oder Nachweis einer positiven Blutkultur fand. Zur IL-6-Bestimmung im Serum wurde der Testkit Milenia-Interleukin-6-QuickLine (Fa. Milenia Biotec GmbH, Deutschland) verwendet. Die photometrische Messung erfolgte an dem PicoScan-System (Fa. Milenia Biotec GmbH). Ergebnisse und Diskussion: Bei 19 von 244 Neugeborenen fanden sich am ersten Lebenstag IL-6-Werte >100pg/ml. Bei 3 Kindern persistierte (3. LT bis 23. LT) die IL-6 Erhöhung über 48h (Min-Max: 132–456pg/ml, MW 247pg/ml), ohne dass eine bakterielle Infektion nachgewiesen werden konnte. Bei zwei Kindern hatten die Mütter in der Schwangerschaft Cannabis konsumiert. Bei dem dritten gab es weder Hinweise für einen Drogenkonsum der Mutter noch für eine konnatale/virale Infektion. Bisher gibt es unseres Wissens in der Literatur keine Publikationen zu persistierend erhöhten IL-6-Serumwerten beim Neugeborenen. Ein Einfluss von Cannabinoiden und Opiaten auf die Cytokinregulation ist beschrieben, z.T. auch mit IL-6-Erhöhung als Folge. Schlussfolgerung: Nach unseren Beobachtungen gibt es beim Neugeborenen anhaltend erhöhte IL-6-Spiegel bis über die 3. Lebenswoche hinaus, ohne dass eine klinisch oder serologisch nachweisbare Infektion vorliegt. Dies könnte neben chronisch viralen Infektionen durch Cannabiskonsum der Mutter verursacht sein.