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DOI: 10.1055/s-2007-983197
Nachgewiesene Thrombose der A. carotis als Ursache eines A. cerebri media Infarktes beim Neugeborenen
Hintergrund: Als Risikofaktoren für Hirminfarkte bei Neugeborenen sind mütterliche (Infertilitätsbehandlung, Antiphospholipidantikörper, Cocain, Präeklampsie, Plazentainsuffizienz, vorzeitiger Blasensprung) wie kindliche Faktoren (Asphyxie, prothrombotische Mutationen, Polyglobulie, zentrale Katheter) bekannt. Die meisten Fälle haben keine eruierbaren Ursachen, insbesondere zeigt die Angio-MRT häufig keine Gefäßveränderungen.
Wir berichten über ein Neugeborenes, bei dem wir als Ursache für den Infarkt im Versorgungsbereich der A. cerebri media links eine Thrombose in der A. carotis communis und interna links darstellen konnten.
Falldarstellung: Bei fehlenden Kindsbewegungen und silentem CTG wurde eine Notsectio in der 40. SSW durchgeführt. Das männliche Neugeborene (Geburtsgewicht 3160g, Nabelarterien-pH 7,10, APGAR 2–3-5) wurde postnatal intubiert und beatmet. Im Alter von 5 Stunden traten cerebrale Krampfanfälle auf. Zudem bestand eine schlaffe Parese des rechten Armes. Untersuchungsergebnisse: Die Schädelsonographie am ersten Lebenstag zeigte eine vermehrte Echogenität und leicht verwaschene Struktur des Parenchyms ohne fokale Veränderungen. Am zweiten Lebenstag war die Echogenitätserhöhung linksseitig ausgeprägter darstellbar als rechts. Die Dopplersonographie zeigte eine erhöhte diastolische Flussgeschwindigkeit in der A. cerebri anterior („Luxusperfusion“). Die MRT am zweiten Lebenstag zeigte einen Infarkt im gesamten Versorgungsgebiet der A. cerebri media links und einen Perfusionsausfall der A. carotis links. In der Sonographie konnte dann ein Thrombus in der A. carotis communis und interna links nachgewiesen werden. Die Thrombophiliediagnostik ergab, dass Patient und Vater heterozygot für die Faktor V G1691A Mutation, Patient und Mutter homozygot für den 4G/4G Genotyp des Plasminogenaktivatorinhibitor (PAI) -1-Gens sind. Schlussfolgerung: Wir konnten einen Thrombus in der A. carotis communis und interna links als Ursache für einen Infarkt im Versorgungsgebiet der A. cerebri media links nachweisen. Dies wurde wahrscheinlich durch die Heterozygotie für die Faktor V Leiden Mutation und Homozygotie für den 4G/4G Genotyp des PAI-1-Gens begünstigt. Wir schließen, dass eine sorgfältige sonographische Untersuchung nicht nur intra-, sondern auch extrakranieller Gefäße bei Neugeborenen mit cerebralem Infarkt eine sinnvolle Ergänzung der Diagnostik darstellt.