Einleitung: Die Geschwindigkeit des Nahrungsaufbaus bei sehr kleinen Frühgeborenen wird kontrovers
diskutiert. Durch die unreife interstinale Motilität und die unreife Mucosa wird die
enterale Ernährung primär deutlich behindert. Sowohl spontane interstinale Perforationen
als auch die NEC sind Komplikationen mit erheblicher Langzeitkonsequenz und werden
z.Tl. mit der Geschwindigkeit des Nahrungsaufbaus assoziiert.
Im Rahmen der Datenanalyse von FG <1500g GG.aus der Multizenterstudie „Krankheitsbezogene
Analyse von Kandidaten-Polymorphismen für schwere Erkrankungen von Frühgeborenen“
(Studienleiter W.Göpel, UKSH Lübeck) verglichen wir FG 24+0–29+6 SSW GA mit einem
durchschnittlichen Nahrungsaufbau >12 Tage mit denen mit kürzerem Nahrungsaufbau.
Methodik: Analyse kontrollierter Daten von 665 FG 24+0–29+6 SSW GA aus der Multizenterstudie
„Krankheitsbezogene Analyse von Kandidaten-Polymorphismen für schwere Erkrankungen
von Frühgeborenen“ Statistische Bewertung mittels (Fisher's exact Test).
Ergebnisse:
|
Klinikspezifischer Nahrungsaufbau >12 Tage
|
Gesamt
|
|
nein
|
ja
|
|
Geschlecht
|
|
|
|
|
|
|
männlich
|
Anzahl
|
182
|
183
|
365
|
|
|
Spalten%
|
55,3%
|
54,5%
|
54,9%
|
|
weiblich
|
Anzahl
|
147
|
153
|
300
|
Spalten%
|
|
44,7%
|
45,5%
|
45,1%
|
|
Gestationsalter
|
Mittelwert
|
27,52
|
27,44
|
27,48
|
|
Standardabweichung
|
1,58
|
1,61
|
1,59
|
Geburtsgewicht
|
Mittelwert
|
993
|
965
|
979
|
|
Standardabweichung
|
264
|
251
|
257
|
Tod
|
nein
|
Anzahl
|
307
|
325
|
632
|
|
|
Spalten%
|
93,3%
|
96,7%
|
95,0%
|
|
ja
|
Anzahl
|
22
|
11
|
33
|
|
|
Spalten%
|
6,7%
|
3,3%
|
5,0%
|
OP wegen NEC oder Ileumperforation
|
nein
|
Anzahl
|
312
|
308
|
620
|
|
|
Spalten%
|
94,8%
|
91,9%
|
93,4%
|
|
ja
|
Anzahl
|
17
|
27
|
44
|
|
|
Spalten%
|
5,2%
|
8,1%
|
6,6%
|
Ende des Nahrungsaufbaues (LT)
|
Mittelwert
|
15
|
24
|
19
|
|
Median
|
12
|
20
|
15
|
|
Standardabweichung
|
11
|
17
|
15
|
|
25. Perzentil
|
10
|
13
|
11
|
|
75. Perzentil
|
15
|
29
|
23
|
Diskussion: In dem untersuchten Patientengut wird deutlich, dass in der Gruppe der sehr unreifen
Frühgeboren <30 SSW GA ein rascher Nahrungsaufbau nicht mit einer erhöhten NEC bzw.-intestinaler
Perforations Rate assoziiert ist. Die leichten Unterschiede in der Mortalität und
NEC/IP-Rate zwischen beiden Gruppen sind statistisch nicht signifikant (Fisher's exact
Test). Unsere Daten widersprechend damit der von Pietz at al. kürzlich publizierten
„20-Jahre Erfahrung“ der Oxford-Vermont Study Group (J Pediatrics 1/2007). Diese Gruppe
berichtet von einem Vorteil des späten, sehr zögerlichen Nahrungsaufbaus hinsichtlich
des Auftretens einer NEC bei „VLBW-infants“. Es ist von Vorteil den Zeitraum bis zu
einer ausschließliche oralen Nahrungszufuhr möglichst kurz zu halten, da die in dieser
Zeit notwendige parenterale Ernährung mit infektiösen und metabolischen Risiken behaftet
ist und eine notwendige Substratzufuhr oft nicht gewährleistet ist. Konklusion: Anhand unserer Daten halten wir einen raschen Nahrungsaufbau zur Vermeidung eines
inadäquaten Wachstums auch in der Gruppe von FG 24+0–29+6 SSW GA für gerechtfertigt.