Epidemiologische Studien zeigen einen Zusammenhang zwischen einem verminderten Geburtsgewicht
und der späteren Entwicklung des Metabolischen Syndroms, Typ 2 Diabetes und kardiovaskulären
Störungen ('small baby syndrome'). Als ein ursächlicher Mechanismus wurde von uns
die neonatale Überernährung nach intrauteriner Wachstumsretardierung bzw. bei niedrigem
Geburtsgewicht vorgeschlagen. Zur Untersuchung pathophysiologischer Mechanismen verwendeten
wir ein genuines Tiermodell für niedriges Geburtsgewicht (small for gestational age,
SGA). Wistar-Ratten, deren Geburtsgewicht unterhalb des 95% Konfidenzintervalls gleichgeschlechtlicher
Tiere eines Wurfes lag, wurden als SGA definiert. Die Tiere wurden bis zum 21. Lebenstag
(LT) durch Aufzucht in normalen Würfen mit 12 Nachkommen pro Mutter normal ernährt
(SGA-in-NW) oder in kleinen Würfen mit nur 3 Tieren überernährt (SGA-in-KW). Als Kontrolltiere
galten bei Geburt normalgewichtige Tiere in normalen Würfen (NGA-in-NW). SGA-Tiere
beider Gruppen waren bei Geburt signifikant leichter als die Kontrolltiere (p<0,001).
SGA-in-KW zeigten frühpostnatal ein rasches Aufholwachstum und unterschieden sich
bereits ab dem 7. LT nicht mehr signifikant von den Kontrolltieren, während SGA-in-NW
dieses Gewichtsdefizit erst bis zum 60. LT aufholten. Bis zum 360. LT fanden sich
keine Gruppenunterschiede im Körpergewicht und im systolischen Blutdruck. Adulte,
frühpostnatal überernährte SGA-Tiere zeigten allerdings eine basale Hyperinsulinämie,
eine erhöhte basale Insulin/Glukose-Ratio (beide p=0,01) sowie einen erhöhten 90-min-Wert
im Glukosetoleranztest (p=0,006), während SGA-in-NW keine signifikanten diabetogenen
Störungen entwickelten. Zusammengefasst zeigen diese Daten, dass in einem genuinen
Tiermodell für untergewichtige Reifgeborene nur im Falle einer neonatalen Überernährung
eine signifikante Tendenz zu diabetogenen Stoffwechselstörungen im adulten Alter i.S.
des 'small baby syndrome' besteht. DFG-gefördert (PL 241/3–1, 3–2).