Z Geburtshilfe Neonatol 2007; 211 - FV408
DOI: 10.1055/s-2007-983142

Intravenöses Salbutamol bei Frühgeborenen unter 1000g, Ergebnisse einer Pilotstudie

AW Flemmer 1, E Raithel 1, M Kuscha 1, M Klemme 1, A Schulze 1, U Thome 2
  • 1Neonatologie der Kinderklinik am Perinatalzentrum Großhadern, LMU-München, München
  • 2Universitäts–Kinderklinik, Ulm

Hintergrund: Das Atemnotsyndrom des Frühgeborenen ist neben dem Mangel an Surfactant durch eine verminderte Kapazität zur Flüssigkeitsresorption des Alveolarepithels charakterisiert. Die Resorption von Flüssigkeit aus der Lunge wird von epithelialen Natriumkanälen induziert, welche durch b-Mimetika stimulierbar sind. Fragestellung: Ziel dieser Pilotstudie war es, eine Salbutamoldosierung zu identifizieren, welche auch von extrem unreifen Frühgeborenen (<1000g; <28 SSW) kontinuierlich über eine Dauer von 7 Tagen toleriert wird. Außerdem sollte der Effekt von Salbutamol auf Kurzzeit-Outcome der Kinder abgeschätzt werden.

Methodik: Zehn Frühgeborene (540–810g GG; 25+4/7–27+4/7 SSW) erhielten vom 4. bis 11 Lebenstag randomisiert Salbutamol oder Placebo. Salbutamol wurde initial mit max. 0,1µg/kg/min infundiert. Bei guter Toleranz wurde die Dosis um 0,06µg/kg/min erhöht. Bei einem Herzfrequenzanstieg ≥10% des Mittelwerts der Vortage wurde die Infusion gestoppt und nach Erreichen des Ausgangswertes mit der halben Dosis weitergeführt. Als Kontrollgruppe dienten Kinder mit entsprechendem GG und SSW unter Standardtherapie. Während der Untersuchung wurden Vitalparameter, Lungenmechanik, Diurese registriert. Als Kurzzeit-Outcome wurde Aufenthaltsdauer, Entwicklung einer BPD, ROP, IVH untersucht. Ergebnisse: Die maximal applizierte Rate von Salbutamol betrug bei den untersuchten Kindern 0,3µg/kg/min für die Dauer von einer Stunde. Die Verumkinder erhielten im Mittel eine kumulative Dosis von 240µg/kg/7 Tage. Die klinische Wirkzeit nach Infusionsstopp bezüglich der Herzfrequenz lag bei 3 Stunden. Bei einer Applikationsrate von 0,0125–0,025µg/kg/min wies keines der Verumkinder ein Anstieg der Herzfrequenz über einen maximalen Zeitraum von 160 Stunden auf. Die Infusion von Salbutamol zeigte weder akut noch chronisch einen Effekt auf Compliance, Resistance, Diurese oder Serumelektrolyte. Am Ende der Infusion (Tag 11) war der AaDO2 bei Kinder der Salbutamol-Gruppe signifikant niedriger, verglichen zur Placebo-Gruppe (411±226 vs. 141±75mmHg; p=0,035). Darüber hinaus blieben die Placebo-Kinder 6 Tage länger auf der Intensivstation (p=0,03). Fünf Kinder der Placebo-Gruppe erhielten mit 36 SSW Sauerstoff bzw. CPAP (2), eines dieser Kinder verstarb im Alter von 6 Monaten. In der Salbutamol-Gruppe erhielten 4 Kinder Sauerstoff mit 36 SSW. In der Placebo Gruppe hatten 4 Kinder eine ROP °3 und darüber, 2 Kinder wurden mit Laser behandelt. Drei der Salbutamol-Kinder hatten eine ROP°3 (p=0,09). Bei keinem der untersuchten Kinder trat eine höhergradige IVH auf. Schlussfolgerung: In dieser Pilotstudie konnte gezeigt werden, dass eine kontinuierliche, niedrigdosierte Gabe von Salbutamol von extrem FG mit RDS gut toleriert wird. Die gefundenen Unterschiede bezüglich des Gasaustausches und der Verweildauer sind jedoch bei der geringen Fallzahl und der fehlenden Verblindung der Patienten vorsichtig zu interpretieren.